Das plötzlich ratschlagsfähige Apple macht mich ein wenig unwohl.
Letztes Mal hat Tony mit euch über John Ternus gesprochen, der möglicherweise bald der neue CEO von Apple wird. Jetzt solltet ihr euch ein gewisses Bild von diesem Hardware-Experten gemacht haben.
Einfach ausgedrückt: Wenn Ternus tatsächlich eines Tages an die Spitze von Apple kommt, könnte dieser ehemalige Hardware-Ingenieur möglicherweise frischen Wind in das Unternehmen bringen. Vielleicht, und ich sage nur vielleicht, wird es sogar möglich sein, die gleiche Aufregung wie bei der ersten Präsentation des iPhone 4 zu erzeugen...
Tatsächlich spiegelt sich die zukünftige Planung und Richtung von Apple nicht nur in einem Wechsel an der Spitze wider. Heute möchte Tony euch deshalb von der Perspektive der gesamten Apple-Ökosystem betrachten, welche Veränderungen in naher Zukunft möglicherweise bei Apple auftreten könnten.
01
Zunächst einmal eine gute Nachricht für uns Verbraucher: In Zukunft könnte es möglich sein, Daten zwischen Apple- und Android-Geräten auszutauschen, wenn man das Smartphone wechselt.
Wer schon mal von einem Apple- auf ein Android-Gerät oder umgekehrt gewechselt hat, kennt bestimmt die Schwierigkeiten beim Datentransfer. Die meisten Apps zum Gerätewechsel können nur Kontakte, Fotos und ähnliche Daten sichern. App-spezifische Daten müssen in der Regel neu eingegeben werden. Selbst bei der Chatverlaufsübertragung von WeChat ist das Verfahren nicht unproblematisch...
Beispiel: OPPO Migration
Der grundlegende Grund für diese Schwierigkeiten liegt in den unterschiedlichen Dateisystemen und Datenstrukturen von Apple und Android. Darüber hinaus schränkt Apple den Zugriff von Drittanbieter-Apps auf die gesamten Gerätedaten stark ein. Deshalb können andere Smartphone-Hersteller nur hilflos zuschauen, wenn es um die Daten auf einem iPhone geht. Seit langem konnten bei einem Systemwechsel nur Fotos und andere Daten aus öffentlichen Verzeichnissen übertragen werden, die Apple zugänglich macht.
Kein Wunder, dass man sagt, Apple betreibe Ökosystem-Bindung. Hier liegt offensichtlich der Haken.
Aber im Oktober dieses Jahres hat Apple auf seiner Entwickler-Website heimlich eine neue Framework-Dokumentation namens "AppMigrationKit" veröffentlicht, die möglicherweise genau auf die Lösung des Problems beim Gerätewechsel abzielt.
In der Entwickler-Dokumentation hebt Apple besonders hervor, dass AppMigrationKit nicht für den Datentransfer zwischen zwei iOS-Geräten gedacht ist. Seine Hauptaufgabe besteht darin, App-spezifische Daten zwischen iOS und "anderen Plattformen" zu migrieren.
Was diese "anderen Plattformen" genau sind, lässt sich schwer erraten.
Es wird berichtet, dass Apple bereits an der Implementierung der entsprechenden Funktionen arbeitet. Aus den von 9to5mac veröffentlichten Bildern geht hervor, dass in der kommenden iOS-Version direkt in der Option "iPhone übertragen oder wiederherstellen" eine neue Option "Auf Android übertragen" hinzugefügt wird.
Und Apple ist nicht allein bei dieser Entwicklung. Auch die Android-Hersteller arbeiten mit. Sie müssen nicht nur die von iOS übertragenen Daten empfangen, sondern werden auch in Zukunft eine App zum "Übertragen auf iPhone" anbieten. Dies ist eine echte Kooperation.
Wer sich mit den Hintergründen dieser Entwicklung vertraut gemacht hat, weiß, dass Apples Entscheidung, die Migration von Apps zwischen Systemen zu unterstützen, in erster Linie auf die Vorgaben der EU-Digitalen-Märkte-Gesetzgebung (DMA) zurückzuführen ist. Dies ist auch eine Lösung für das Problem der Datenmigration von Drittanbieter-Apps im EU-Bereich.
Ja, es ist dieselbe Angelegenheit, bei der die EU Apple kürzlich aufgefordert hat, den Zugang zu Drittanbieter-App-Stores zu ermöglichen.
Das EU-Kommissariat für Digitalisierung ist wirklich beeindruckend... Obwohl die EU hinter dieser Entwicklung steht, glaubt Tony, dass auch Apples eigene Einstellungsänderung eine Rolle spielt.
Man muss bedenken, dass Apple in der Vergangenheit nicht immer den Forderungen der EU Folge leistete. Bei der Einführung des USB-C-Anschlusses hat Apple beispielsweise jahrelang versucht, das Lightning-Kabel zu retten. Erst als die EU endgültig die Geduld verlor und Apple entweder zum Wechsel auf den USB-C-Anschluss oder zum Verzicht auf den Verkauf in der EU aufforderte, wechselte iPhone 15 endlich auf den Type-C-Anschluss.
Auch die DMA-Gesetzgebung, die Apple dazu zwingt, die Datenmigration von Apps zu ermöglichen, hat dazu geführt, dass Apple im EU-Bereich den Zugang zu Drittanbieter-App-Stores und nicht-WebKit-Browserkerne geöffnet hat. Obwohl es einige Hürden gab, ist Apples Bereitschaft, auf die Forderungen zu hören, beispiellos.
Und wie ich sehe, hat Apples Entscheidung, auf die Forderungen zu reagieren, nicht nur Vorteile für uns Verbraucher, sondern auch für das Unternehmen selbst.
Die Vereinfachung des Datentransfers zwischen Android- und Apple-Geräten erleichtert nicht nur iPhone-Benutzern den Wechsel zu Android, sondern auch Android-Benutzern den Wechsel zu iPhone. In Zukunft wird es also allein auf die Produktqualität ankommen, welches Smartphone der Benutzer wählt. Und angesichts der Verkaufszahlen des iPhone 17 in diesem Jahr scheint Apple sich ziemlich sicher zu sein.
02
Neben der Öffnung der Apple-Ökosystem für Verbraucher gibt es auch einige Veränderungen bei der Entwicklung der Ökosystem: Apples Programmiersprache Swift versucht, sich über das Apple-Ökosystem hinaus zu erweitern und wird nun auch für Android und Windows kompatibel.
Am 24. Oktober dieses Jahres hat Apple eine Vorschauversion des Swift SDK (Software Development Kit) für die Android-Plattform veröffentlicht.
Für diejenigen, die nicht genau wissen, was dies bedeutet, hier eine kurze Erklärung:
Swift ist eine Programmiersprache, die von Apple entwickelt wurde. Ursprünglich wurde sie hauptsächlich für die Entwicklung von Apps für iOS, macOS und andere Apple-Betriebssysteme verwendet. Mit der Veröffentlichung des Android SDK wird es für Entwickler einfacher, Android-Apps für mehrere Plattformen zu entwickeln.
Bisher hat Apple Swift in Bezug auf die Plattformübergreifende Entwicklung nicht besonders stark unterstützt.
Ende 2015 wurde Swift Open Source, was theoretisch ermöglicht, dass die Programmiersprache auf verschiedenen Plattformen ausgeführt werden kann. Doch die Entwicklung von Software für andere Plattformen mit Swift ist nicht nur durch die Offenlegung des Quellcodes möglich. Ohne offizielle SDKs, Debugging-Tools und andere Hilfsmittel wird es für Entwickler sehr schwierig, Swift für die Entwicklung von Software auf anderen Plattformen zu verwenden. Deshalb haben sich die meisten Entwickler in den letzten Jahren auf Frameworks wie Flutter, React Native, Xamarin und ähnliche verlassen. Auch Google hat mit Kotlin Multiplatform ein Projekt zur Plattformübergreifenden Entwicklung gestartet. Apples Bemühungen in dieser Richtung waren jedoch bisher eher bescheiden.
Hier ein weiteres Beispiel für die Plattformübergreifende Entwicklung mit Swift: Einige Kollegen in unserem Redaktionsteam, die Mac-Computer verwenden, sind sehr begeistert von der Arc-Browser. Anfangs war diese App jedoch nur für macOS verfügbar, was für Windows-Benutzer wie Tony sehr ärgerlich war.
Im April letzten Jahres hat das Entwicklerteam von Arc mit Swift eine Windows-Version entwickelt. Mit demselben Code konnten die Kernfunktionen auf beiden Plattformen geteilt werden, was die Wartung der App erleichtert. Der CTO des Teams hat sogar ein Video veröffentlicht, in dem er erklärt, wie sie die Entwicklung mit Swift durchgeführt haben.
Laut Apples offizieller Aussage hat Swift Anfang dieses Jahres einige Apple-Entwickler und Open-Source-Aktivisten zusammengebracht und ein Android-Arbeitskreis gegründet. Die Hauptaufgabe dieses Arbeitskreises besteht darin, die Entwicklung von Android-Apps mit Swift zu fördern. Das neu veröffentlichte SDK ist das Ergebnis dieser Bemühungen.
Aus diesen Beispielen wird ersichtlich, dass Swift in den letzten Jahren allmählich die Marke als "Apple-spezifische Programmiersprache" loswerden und sich zu einer Plattformübergreifenden Sprache entwickeln beginnt.
Seit der Open-Source-Veröffentlichung im Jahr 2015 unterstützt Swift zunächst Linux. Die Unterstützung für Windows wird ständig verbessert, und nun gibt es auch ein Android SDK. In Zukunft könnte es sogar möglich sein, Swift für die Entwicklung von HarmonyOS-Apps zu verwenden...
Nach der Veröffentlichung des Android SDK können Entwickler, die mit Swift vertraut sind, ihre auf dem Apple-Ökosystem basierenden Apps schneller auf die Android-Plattform übertragen. Beispielsweise hat die App Todoo in den Kommentaren viele Wünsche nach einer Android-Version ausgelöst.
Tony würde sich auch sehr freuen, wenn die Dazz-Kamera, die einen Fuji-ähnlichen Stil hat, auch für Android verfügbar wäre. Derzeit gibt es nur gefälschte Versionen für Android, die das ursprüngliche Erlebnis nicht wiedergeben können...
Letztendlich ist Apples Entscheidung, ein Android SDK für Swift zu entwickeln, keine bahnbrechende Neuerung. Tony würde dies eher als eine Reaktion auf die bestehende Situation verstehen, um etwas zu tun, was eigentlich schon längst getan werden sollte.
Denken Sie einmal darüber nach: Wenn Entwickler sich für Kotlin als Programmiersprache für die Plattformübergreifende Entwicklung entscheiden, wird die Android-Plattform in erster Linie berücksichtigt. Dies würde für Apple sehr unangenehm sein. Wenn Kotlin die Plattformübergreifende Entwicklung dominiert, wird Swift immer mehr auf das Apple-Ökosystem beschränkt und zunehmend irrelevant.
Deshalb ist die Veröffentlichung des Android SDK für Swift zwar ein Zeichen für eine offene Haltung von Apple, aber auch eine Art Rettungsaktion.
03
Was wir bisher besprochen haben, sind Beispiele für die aktive Öffnung des Apple-Ökosystems. Wenn wir von außen betrachten, wird das Apple-Ökosystem auch durch die Bemühungen von Android-Herstellern, sich an das Apple-Ökosystem anzupassen, zunehmend offener.
Seitdem Hersteller wie OPPO und vivo die Übertragung von Live Photos zwischen Apple- und Android-Geräten unterstützt haben, gibt es inzwischen auch Funktionen wie das automatische Verbinden von AirPods, Benachrichtigungen von Apple Watch und sogar die Möglichkeit, Anrufe und SMS von iPhone auf Android-Geräte zu übertragen. Kürzlich hat Android auch eine eigene Funktion namens Quick Share eingeführt, mit der man Fotos und Dateien direkt an iPhone-Geräte senden kann.
Früher sprach man immer davon, dass das Apple-Ökosystem ein geschlossenes System sei. Doch angesichts der gegenwärtigen Entwicklung scheint es auf einem Weg der Öffnung zu sein... In Zukunft wird die Ausweitung des Apple-Ökosystems und die Vernetzung zwischen verschiedenen Ökosystemen sicherlich ein wichtiger Trend sein.
Wie wäre es, wenn Xiaomi und HomeKit miteinander kompatibel wären?
Unabhängig davon ist die Öffnung der Ökosysteme sowohl für Verbraucher als auch für Hersteller von Vorteil. Man denke nur an Microsoft, das sich in den letzten Jahren von einem sehr geschlossenen Unternehmen zu einem offenen und Open-Source-freundlichen