Zwei Weltreichsten haben sich gestritten. Jeff Bezos hat 44,7 Milliarden US-Dollar finanziert und will wieder in die Geschäftswelt zurückkehren, um sich mit KI zu befassen. Elon Musk: "Nachahmer!"
Was eigentlich der Höhepunkt für den ehemaligen Weltreichsten Jeff Bezos hätte sein sollen, wurde von einem Katzen-Meme vereitelt.
Heute Nacht, als die Nachricht, dass Bezos persönlich in ein KI-Unternehmen einsteigen will, im Netz an Fahrt gewann, hat Musk schnell einen Tweet weitergeleitet und dabei einen Satz hinzugefügt:
Ha, unmöglich. Copy cat (Nachahmer)
Wenn Sie sich mit der Tech-Szene beschäftigen, sind Sie mit dieser Art von Szenario wahrscheinlich nicht mehr überrascht.
Von Satelliten bis hin zu Raketen haben diese beiden Top-Acts der Tech-Szene seit zwanzig Jahren heftig miteinander disputiert. Nur dass sich das Schlachtfeld der Streitereien nun auf die derzeit heißeste Domäne, die physikalische KI, verlagert hat.
6,2 Milliarden Dollar: Bezos startet das teuerste Startup aller Zeiten
Im Jahr 2021 übergab Bezos das Amt des Amazon-Chefs an Andy Jassy. Man dachte, er wolle sich nun als reicher Mann aufs Leben zurücklehnen. Doch vier Jahre später hat der König des E-Commerce plötzlich verkündet: Ich will wieder an die Spitze zurück.
Dieses Mal hat er ein neues Projekt im Visier, das Project Prometheus heißt.
Laut einer Meldung der New York Times hat dieses Projekt bereits zu Beginn 6,2 Milliarden Dollar (etwa 44,7 Milliarden Yuan) an Finanzierungsstartkapital erhalten, wobei ein beträchtlicher Teil davon aus Bezos' eigenen Taschen kam.
Mit diesem Reichtum hat Prometheus in Silicon Valley einen "Talent-Rush" gestartet und bereits fast 100 Top-Forscher gewonnen, die zuvor bei OpenAI, Google DeepMind und Meta arbeiteten.
Was will also eigentlich das Prometheus-Projekt, das Bezos dazu bringt, ein zweites Mal in die Unternehmensgründung zu gehen?
Einfach ausgedrückt, soll die KI aus der virtuellen Welt in die reale Welt gelangen. Die meisten KIs auf dem Markt generieren derzeit Inhalte, indem sie Texte und Bilder im Internet lernen. Sie können gut Artikel schreiben, Bilder malen und chatten, aber es gibt ein fatales Problem: Sie verstehen die physische Welt nicht.
Zum Beispiel: Wenn Sie ChatGPT fragen, "Wie entwirft man einen leichteren Flugzeugflügel", wird es Ihnen vielleicht eine Menge Theorie erzählen, aber es hat selbst noch nie einen echten Flugzeugflügel berührt und weiß nicht, wie verschiedene Materialien in einem Windkanal verhalten.
Was Bezos will, ist, dass die KI tatsächlich Experimente durchführt.
Berichtet wird, dass Prometheus derzeit in Nordkalifornien ein riesiges automatisches Labor errichtet. In diesem Labor werden Roboter rund um die Uhr physikalische, chemische und ingenieurtechnische Tests durchführen. Die KI wird wie ein Wissenschaftler eigene Hypothesen aufstellen, Experimente entwerfen, Ergebnisse beobachten, Schlussfolgerungen ziehen und dann ständig iterieren und optimieren.
Das Zielgebiet ist sehr klar: Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und Computer-Hardware-Herstellung. Beispielsweise kann die KI im Luftfahrtbereich Tausende von Windkanalsimulationen durchführen und die optimale Flügelform finden; im Automobilbau kann sie planen, wie die Roboter einer gesamten Produktionslinie zusammenarbeiten sollen.
Außerdem ist Bezos' Geschäftspartner sehr interessant: Vik Bajaj.
Er ist ein interdisziplinärer Wissenschaftler mit einem akademischen Hintergrund in Physik und Chemie. Er war ein Kernmitglied des geheimnisvollen Labors Google X und beteiligte sich an den frühen Entwicklungen des Drohnen-Lieferprojekts Wing und des Autonomfahrprojekts Waymo. Später gründete er auch das Lebenswissenschaften-Unternehmen Verily unter Alphabet.
Mit einem solchen Mann als Mit-Chef hat man zumindest auf technischer Ebene einen Ruderer an Bord, der Kurs halten kann.
Warum sagt Musk, dass Bezos "plagiere"?
Musk hat seinen "Copycat"-Tweet nicht ohne Grund gepostet.
In den letzten Jahren hat Musk ständig betont, dass Tesla inzwischen ein KI- und Roboterunternehmen geworden ist. Jetzt will auch Bezos in die physikalische KI einsteigen und hat auch eine Reihe von Roboterunternehmen investiert. Aus seiner Sicht sieht Bezos' Einstieg in die Bereiche physikalische KI und Roboter eher wie ein Kopieren von Teslas Arbeit aus.
Und die Fehde zwischen den beiden reicht schon lange zurück.
Im Jahr 2019 kündigte Amazon an, das Project Kuiper-Satellitenprojekt zu starten. Musk hat sofort mit "Copycat" geschimpft, denn Space X' Starlink-Projekt war bereits 2015 geplant.
Im selben Jahr hat Bezos den Mondlander "Blue Moon" vorgestellt. Musk hat dann einen Spottfoto bearbeitet und "Blue Moon" in "Blue Balls" geändert. 2020 hat Amazon das Autonomfahrunternehmen Zoox für 1,2 Milliarden Dollar übernommen. Musk hat dann wieder getwittert: "@JeffBezos ist ein Nachahmer".
Wenn man noch weiter zurückblickt, hat sich die Fehde zwischen den beiden schon viel früher angelegt.
2004 haben sie sich zum ersten Mal getroffen und das Treffen endete unbefriedigend. 2013 haben sie sich um die NASA-Lanzarunde 39A heftig gestritten. 2014 haben sie um Patente gerungen und 2021 sind sie wegen eines Mondlandekontrakts vor Gericht gegangen.
Trotzdem: Obwohl die beiden seit zwanzig Jahren miteinander streiten, hat Musk angesichts von technologischen Errungenschaften eine gewisse Höflichkeit gezeigt.
Am 13. November lokalzeit hat die New Glenn-Schwerelosrakete von Bezos' Blue Origin erfolgreich gestartet und den ersten Stufentreiber perfekt zurückgewonnen. Danach hat Musk auf X seine Glückwünsche ausgesprochen.
Ob es nun um Bezos' Prometheus, Musks Tesla oder Optimus geht, alle bemühen sich um dasselbe Ziel: Die KI soll die physische Welt wirklich verstehen und aus dem Bildschirm hinausgelangen.
Also, wenn man die "Plagiats"-Kampfschrei beiseite lässt, ist es viel interessanter zu beobachten, dass, wenn zwei Top-Spieler gleichzeitig auf die physikalische KI setzen, dieser Markt vielleicht schneller explodiert, als wir denken.
Dieser Artikel stammt aus dem WeChat-Account "APPSO", Verfasser: APPSO, der morgen's Produkte entdeckt. 36Kr hat die Veröffentlichung mit Genehmigung vorgenommen.