Es ist nicht deine Schuld, dass du nach einer Schlafentzugsphase abgelenkt bist. Vielmehr versucht dein Selbstrettungsmechanismus, dich "hinter die Ohren zu ziehen".
Es gibt weitere wissenschaftliche Beweise dafür, dass Schlafentzug dumm macht!
Der physiologische Mechanismus, warum Menschen nach Schlafmangel tagsüber schnell abgelenkt werden, wurde gefunden: Das Gehirn wird "gereinigt".
Eine neue Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat die Veränderungen im Gehirn in diesem Zustand aufgedeckt. Die Forscher fanden heraus, dass bei kurzzeitigem Aufmerksamkeitsverlust eine Welle von Liquor cerebrospinalis (CSF), der man sich als Reinigungsflüssigkeit im Gehirn vorstellen kann, aus dem Gehirn fließt.
Dieser "Gehirnreinigungs"-Prozess findet normalerweise während des Schlafs statt, um die tagsüber angesammelten Abfallprodukte zu entfernen. Bei Menschen mit Schlafmangel wird diese nächtliche Aktivität tagsüber im Wachzustand gestartet – und der Preis dafür ist ein starker Verlust der Aufmerksamkeit.
Die Studie wurde in einer Fachzeitschrift der Nature veröffentlicht.
Die Studie hat bei den Internetnutzern breite Diskussionen ausgelöst. Einige Leute sagten, dass man sich nach einer kurzen Nickerpause tagsüber sehr wach fühlt, vielleicht weil das Gehirn in dieser Zeit gereinigt wurde.
Tatsächlich gab es bereits vor dieser Studie wissenschaftliche Beweise dafür, dass Schlafentzug dumm macht. Es ist also keine leere Drohung.
Die Nacht ist die beste Zeit für die Gehirnreinigung
Im Jahr 2019 veröffentlichte ein Forscherteam der Boston University ein bahnbrechendes Ergebnis in der Fachzeitschrift Science. Zum ersten Mal konnten sie mithilfe einer synchronen Überwachung von funktioneller Magnetresonanztomographie und Elektroenzephalographie den gesamten Gehirnreinigungsprozess beim Menschen während des Schlafs klar erfassen.
Im Gehirn treten große zyklische Schwankungen des Blutzuckergehalts auf. Rotes Blut fließt in großen Mengen und zyklisch aus der Großhirnrinde ab. Dann strömt der blaue Liquor cerebrospinalis schnell ein und füllt den Raum, den das Blut verlassen hat, wie ein Reinigungsmittel, um die im Gehirn angesammelten Stoffwechselprodukte zu entfernen.
Dazu gehört auch das β-Amyloid-Protein, das eng mit Alzheimer assoziiert ist.
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Nach dem Aufwachen verschwindet der Zyklus, und der Liquor cerebrospinalis kann nicht in großer Menge in das Gehirn strömen, um eine effektive Reinigung durchzuführen.
Warum kann dieser Reinigungsmechanismus, bei dem das Blut abfließt und der Liquor cerebrospinalis einströmt, nur während des Schlafs gestartet werden?
Das Forscherteam fand die Antwort, indem sie 13 Freiwillige überwachten.
Während des Schlafs gehen die Gehirnneuronen in eine synchronisierte rhythmische Aktivität (ersichtlich an den langsamen Wellen im Elektroenzephalogramm) über. Viele Neuronen hören gleichzeitig auf, zu erregen, und der Bedarf an Sauerstoff und Glukose sinkt. Dadurch kann das Blut in großen Mengen abfließen. Im Wachzustand ist die neuronale Aktivität verteilt und aktiv, und das Blut muss kontinuierlich Energie liefern. Es gibt also keine Pausen, und der Liquor cerebrospinalis kann das Gehirn nicht effektiv reinigen.
Deshalb sagten die Internetnutzer: "Gehe schlafen und lass dir das Gehirn reinigen" ist wirklich richtig. (doge)
Der Fortschritt der Boston University zeigt, dass ein Verlust von langsamen Wellen (der normalerweise auf einen tiefen Schlaf, eine Hemmung der Gehirnfunktion oder einen pathologischen Zustand hinweist) mit einer Verringerung des Liquorflusses zusammenhängt.
Was noch wichtiger ist, dass die Erhöhung der Gesamtmenge des "Gehirnreinigenden" Liquor cerebrospinalis eine wirksame Lösung zur Vorbeugung von Alzheimer sein könnte.
Die neueste Studie des MIT zeigt nun, dass der Aufmerksamkeitsverlust tagsüber auftritt, wenn der Liquor cerebrospinalis die Reinigung während der Nacht nicht durchführen kann, weil man zu wenig geschlafen hat.
Abgelenktheit tagsüber bedeutet, dass das Gehirn gereinigt wird
Das Team rekrutierte 26 gesunde Freiwillige und ließ sie in zwei Situationen – einmal mit ausreichend Schlaf und einmal mit Schlafmangel – an einem Experiment teilnehmen.
Die Freiwilligen mussten in beiden Zuständen Tests zur visuellen und auditiven Aufmerksamkeit durchführen. Beispielsweise mussten sie in der visuellen Aufgabe auf ein festes Kreuz auf dem Bildschirm achten und schnell auf Knopfdruck reagieren, wenn es in ein Quadrat wechselte. In der auditiven Aufgabe mussten sie ein bestimmtes Geräusch in einer Mischung von Geräuschen erkennen und darauf reagieren.
Während des Experiments überwachten die Forscher die elektrischen Signale im Gehirn der Freiwilligen, messen den Sauerstoffsättigungsgrad im Gehirn und die Liquorströmung. Sie nahmen auch physiologische Parameter wie Herzrate, Atemfrequenz und Pupillendurchmesser auf.
Das Experiment zeigte, dass die Freiwilligen mit Schlafmangel deutlich schlechter abgeschnitten haben. Dies äußerte sich in einer verlängerten Reaktionszeit und in einigen Fällen gar keiner Reaktion auf die Bildschirmänderungen oder das Zielgeräusch. Sie waren einfach abgelenkt und in einem Zustand der Leere.
Der wichtigste Befund betraf die Veränderungen im Gehirn. Wenn die Freiwilligen mit Schlafmangel abgelenkt waren, floss der Liquor cerebrospinalis abnormal aus. Wenn die Aufmerksamkeit wiederhergestellt wurde, strömte er zurück.
Dieser Prozess war von synchronen physiologischen Veränderungen begleitet. Während der Abgelenktheit sanken die Atemfrequenz und die Herzrate, und die Pupille begann etwa 12 Sekunden vor dem Austritt des Liquor cerebrospinalis zu kontrahieren und dehnte sich wieder aus, wenn die Aufmerksamkeit wiederhergestellt wurde.
Auf der Grundlage der experimentellen Daten stellten die Forscher die Vermutung auf, dass das Gehirn tagsüber einen "unerlaubten Vorgang" durchführt.
Normalerweise startet das Gehirn in der Phase des tiefen Schlafs einen Reinigungsprozess, bei dem der Liquor cerebrospinalis regelmäßig fließt und die tagsüber angesammelten Stoffwechselprodukte entfernt, um die normale Gehirnfunktion aufrechtzuerhalten.
Bei Schlafmangel kann dieser Reinigungsprozess nicht vollständig durchgeführt werden, was dazu führt, dass sich Abfallprodukte im Gehirn ansammeln. Dann greift das Gehirn aus Verzweiflung nach jeder Möglichkeit – es startet im Wachzustand einen ähnlichen Reinigungsprozess wie während des Schlafs.
Diese Vorgehensweise kann zwar in gewissem Maße die Abfallprodukte entfernen, aber der Preis dafür ist, dass die neuronalen Ressourcen, die für die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit benötigt werden, beansprucht werden, was schließlich zu einem Verlust der Aufmerksamkeit führt.
Das bedeutet, dass das Gehirn auch wenn man wach ist, den Schlaf-Reinigungsmodus startet und die "Energie" für die Aufmerksamkeit beansprucht, was dazu führt, dass man abgelenkt wird.
Außerdem vermuten die Forscher, dass es im Gehirn einen Hauptschalter geben könnte, der sowohl unsere Aufmerksamkeit als auch die Liquorströmung, das Herzschlagen und die Atmung steuert. Eine Substanz namens "Noradrenalin" könnte diesen Schalter steuern, aber das ist noch nicht vollständig bestätigt.
Die Erstautorin dieser Studie ist die Forscherin Zinong Yang aus dem Bereich der Computerneurowissenschaft. Sie erforscht hauptsächlich die Gehirndynamik in verschiedenen Aufmerksamkeitszuständen.
Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Kognitionswissenschaft an der University of San Diego und einen Doktor-Abschluss an der Boston University und dem MIT gemacht. Ihre Doktorvaterin ist Laura D. Lewis.
Beide Studien stammen vom Lewis Lab, und die Korrespondenzautorin beider Studien ist Laura D. Lewis.
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Deshalb kann es sein, dass es nicht einfach an Müdigkeit liegt, wenn man beim Surfen im Internet plötzlich vergisst, wonach man sucht. Vielleicht hat man zu wenig geschlafen und das Gehirn startet einen "unerlaubten" Reinigungsprozess.
Wir sollten also möglichst nicht mehr so spät aufbleiben.
Referenzlinks:
[1]https://www.nature.com/articles/s41593-025-02098-8
[2]https://news.mit.edu/2025/your-brain-without-sleep-1029
[3]https://news.ycombinator.com/item?id=45771636
[4]https://science.sciencemag.org/content/366/6465/628
Dieser Artikel stammt aus dem WeChat-Account "QbitAI". Autor: Wen Le. 36Kr hat die Veröffentlichung mit Genehmigung erhalten.