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Warum treibt Elon Musk mit seiner "Starship" schon seit Jahren Geld weg, ohne dass das Projekt bisher erfolgreich ist?

果壳2025-10-14 10:02
Der zweite Generationen-Weltraumschiff absolvierte einen perfekten Testflug. Und dann wurde es außer Dienst gestellt?!!

Um 7:23 Uhr Ortszeit Pekin ist heute in der Küstenstadt Boca Chica im US-Bundesstaat Texas eine riesige Rakete mit einer Höhe von 123 Metern in den Himmel gestiegen.

Dies ist die von SpaceX entwickelte "Starship", die größte und stärkste Rakete in der Geschichte der Menschheit und auch das Schlüsselinstrument für Elon Musks Mars-Dream.

Das eiserner Riese hat im Sonnenuntergang wie ein Donner gerumpelt und die Ruhe am Strand zerrissen. Dies ist die elfte Orbitalstart der Starship, die fünfte in diesem Jahr und auch die Abschiedsaufführung der von SpaceX hoch geschätzten zweiten Generation Starship.

Abschiedsaufführung der zweiten Generation Starship

Betrachtet man das Ergebnis, war diese Abschiedsaufführung ziemlich "vollkommen".

Der Super Heavy Booster B15.2 als erste Stufe der Rakete wurde bereits einmal bei der achten Flug der Starship gestartet und danach von den "großen Zangen" des Startturms zurückgewonnen. Heute ist es sein zweiter Startauftrag, und 24 der 33 Motoren am Raketenkörper werden wiederverwendet.

Nahaufnahme des B15.2 mit deutlichen "Blauanlauf"-Spuren von früheren Starts | Starbase Surfer

Echtaufnahme des Motorteils des B15.2, von denen 24 Motoren schon früher geflogen sind | SpaceX

Heute kehrte er jedoch nicht zum Startturm zurück, sondern landete nach Abschluss des Startauftrags sanft auf der See. Dies ist kein Verzicht auf die Rückgewinnung, sondern ein wichtiger Test: Das Üben eines neuen und aggressiveren Landeprozedurs für die schwerere dritte Generation Starship.

Diese neue Prozedur besteht darin, dass in der letzten Phase des Landens zunächst 13 Motoren zur starken Verzögerung gezündet werden, dann schnell 8 Motoren abgeschaltet werden und 5 Motoren eingeschaltet bleiben (ein Schritt, der bisher nicht existierte), und schließlich mit den 3 zentralen Motoren ein sanftes Eintauchen in das Wasser erfolgt.

Die Phase des Zündens der 5 Motoren ist wie eine "Sicherheitsklausel": Falls die 3 zentralen Motoren fehlzünden, können die benachbarten Motoren später abgeschaltet werden, um sicherzustellen, dass die Rakete genug Antrieb hat, um die Landung abzuschließen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Zeit für die Rückstoßverzögerung erheblich verkürzt werden kann (von bisher 18 - 20 Sekunden auf 15 Sekunden), wodurch kostbares Treibstoff gespart wird und Leistung für zukünftige schwerere Lasten reserviert wird.

Die Starship S38 als zweite Stufe der Rakete hat ebenfalls ein stabiles Verhalten gezeigt. Sie ist erfolgreich in die vorgesehene "Orbit" gelangt, hat 8 simulierte Starlink-Satelliten ausgelöst und zum dritten Mal erfolgreich einen Orbitzündtest durchgeführt.

Das Wichtigste ist ihre Leistung beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Sie hat in der letzten Phase eine "dynamische Schrägstellungspositionseinstellung" (dynamic banking maneuver) durchgeführt, was im Wesentlichen ein kontrollierter Seitenflug ist, um die Manövrierfähigkeit des Raumschiffs bei Unterschallgeschwindigkeit zu testen, was gleichbedeutend mit einem Rückgewinnungstraining ist, um zu üben, wie man die virtuellen "großen Zangen" über dem Meer präzise ansteuert.

Schließlich hat dieses Raumschiff, das absichtlich einige Hitzeschilder entfernt wurde, um die Festigkeit des Raketenkörpers zu testen, die Prüfung der Atmosphäre erfolgreich bestanden und sanft in der vorgesehenen Seezone gelandet.

Man kann sagen, dass die zweite Generation Starship mit einer fast perfekten Leistung ein vollendetes Kapitel ihrer Ära geschrieben hat.

Allerdings lässt ein unangenehmer Fakt diese "Vollkommenheit" etwas peinlich erscheinen.

Trotz eines reibungslosen Ablaufs und eines spektakulären Anblicks ist diese "stärkste Rakete aller Zeiten" immer noch nicht wirklich in die Umlaufbahn gelangt. Sie hat stattdessen einen "transatmosphärischen Suborbitalflug" durchgeführt.

Man kann es sich so vorstellen, als würde man einen Stein mit aller Kraft in die Höhe werfen. Er fliegt sehr hoch und erreicht sogar einmal den Weltraum, fällt aber schließlich wieder auf die Erde zurück und gelangt nicht wie ein künstlicher Satellit in eine stabile Umlaufbahn um die Erde.

Flussdiagramm des letzten Flugs der zweiten Generation Starship, die immer noch nicht wirklich in die Umlaufbahn gelangt ist | SpaceX

Im gesamten Jahr 2025 hat die zweite Generation Starship fünf Flüge durchgeführt. Die ersten drei Flüge endeten nicht erfolgreich, aber die letzten zwei Flüge waren relativ erfolgreich. Dennoch konnte sie bislang keinen einzigen Gramm Nutzlast in die Umlaufbahn bringen.

Dies bringt eine interessante Frage auf: Warum hat SpaceX so eilig, die zweite Generation Starship in den Ruhestand zu versetzen, obwohl es endlich die Eigenschaften dieser Rakete versteht? Was verbirgt sich hinter dieser Eile und Notwendigkeit?

Starlink wartet schon lange auf die Starship

Die Antwort liegt nicht am Himmel, sondern auf der Erde.

SpaceX ist so eilig, weil sein anderer Starprojekt - Starlink - von seinem eigenen Erfolg "überlastet" wird.

Starlink ist im Wesentlichen ein riesiges Weltraumnetzwerk aus Tausenden von Satelliten. Sein Ziel ist es, eine schnelle und stabile Internetverbindung für jeden Ort auf der Erde zu bieten, sei es in abgelegenen Gebirgen, auf weiten Ozeanen oder in Signalausfällen.

Starlink ist derzeit das erfolgreichste Weltraum-Internet-Satellitenkonstellation | Starlink

Man kann sich Starlink wie eine "Weltraum-Informationsautobahn" für globale Benutzer vorstellen. Anfangs war der Verkehr auf der Autobahn gering und die Internetgeschwindigkeit sehr schnell. Aber jetzt hat sich die Situation geändert.

Bis 2025 hat Starlink in über 150 Ländern über 7 Millionen Endbenutzer gewonnen. Die noch in der Anfangsphase befindliche Mobilfunkdirektverbindung hat ebenfalls schnell an Benutzern gewonnen und ist fast auf 7 Millionen Benutzern angewachsen. Aufgrund der doppelten Zunahme wird diese "Informationsautobahn" überlastet, und in einigen Gebieten gibt es "Netzwerkstaus", und die Benutzer beschweren sich über Latenzzeiten.

Starlink hat angekündigt, dass es über 7 Millionen Endbenutzer und 7 Millionen Mobilfunkdirektbenutzer hat | Screenshot von Starlinks offizieller X-Seite

Die einzige Lösung ist, die "Autobahn" zu erweitern und "Spuren" hinzuzufügen - mit anderen Worten, es müssen mehr Starlink-Satelliten gestartet werden.

Bislang ist es die "Falcon 9" von SpaceX, die die Starlink-Satelliten in den Weltraum bringt. Sie ist wie ein äußerst zuverlässiger Pickup, der das ganze Jahr über arbeitet.

Die geplante jährliche Startanzahl der Falcon 9 beträgt bis zu 144 Starts, von denen 80 % für Starlink reserviert sind. Bei jedem Start kann die Falcon 9 maximal 28 V2-Starlink-Satelliten tragen. Trotzdem beträgt die gesamte Jahresstartmasse der Starlink-Satelliten nur 2760 Tonnen, was immer noch nicht ausreicht, um den schnell wachsenden Benutzerbedarf zu decken.

Ansicht aus der Fairing der Falcon 9 bei einem Starlink-Start | SpaceX

Aber das ist noch nicht das dringendste Problem. Wenn das Erfüllen des bestehenden Benutzerbedarfs als "Geschäftserhalt" betrachtet wird, dann hat SpaceX gerade eine riesige Wette getätigt, die die Zukunft von Starlink aufs Spiel setzt.

Im September dieses Jahres hat SpaceX 17 Milliarden US-Dollar (etwa 121,1 Milliarden Yuan) ausgegeben, um 50 MHz Bandbreite im wichtigen 2 GHz Frequenzbereich (S-Band) von der EchoStar Corporation zu erwerben.

Wenn man Starlink als "Informationsautobahn" ansieht, dann ist dieser Frequenzbereich wie eine gesetzlich geschützte "exklusive VIP-Spur" für die Mobilfunkdirektverbindung.

Bis jetzt musste SpaceX bei der Mobilfunkdirektverbindung auf die "Spuren" seines Partners T-Mobile zurückgreifen. Jetzt hat es seine eigene Fahrspur.

SpaceX hat in Zusammenarbeit mit T-Mobile die Starlink-Mobilfunkdirektverbindung angeboten | T-Mobile

Das Problem ist, dass die Fahrspur erworben wurde, aber noch keine Fahrzeuge fahren. Um diese VIP-Spur zu nutzen, müssen neue Generation Starlink-Satelliten mit einem neuen Kommunikationsmodul gestartet werden.

Nach Plan soll der D2D-Test dieser Dienstleistung spätestens Ende 2026 beginnen. 17 Milliarden US-Dollar sind bereits ausgegeben worden, und die Countdown hat begonnen. SpaceX muss bis dahin das neue Satellitennetz aufbauen.

Die neuen Generation Starlink-Satelliten sind mit einem Mobilfunkdirektmodul und einem intersatellitarem Laserlink ausgestattet, und ihre Kommunikationsfähigkeit ist auf 1 Tbps erhöht. Aber die Satelliten selbst sind größer und schwerer, jeder Satellit wiegt über 1 Tonne.

Die Falcon 9 ist nicht mehr in der Lage, diese Satelliten zu starten.

Deshalb sind alle Hoffnungen von Starlink auf die Starship gesetzt, weil nur die Starship in der Lage ist, die neuen Satelliten einzusetzen.

Künstlerische Darstellung der Starship beim Einsetzen von Starlink-Satelliten im Orbit | SpaceX

Für die zukünftigen Starlink-Missionen müssen 60 neue Satelliten mit einer Masse von über 1 Tonne auf einmal eingesetzt werden. Die bisher erfolgreich getestete zweite Generation Starship hat jedoch nur eine Nutzlastkapazität von 35 Tonnen in der Erdumlaufbahn.

Sie ist keine Lastkraftwagen, sondern eher ein großer "Minibus".

Jetzt verstehen Sie vielleicht die Eile von SpaceX. Wenn Sie dringend einen Lastkraftwagen brauchen, um 60 Tonnen Fracht zu transportieren, und wenn Sie eine 17 Milliarden US-Dollar-Wette auszahlen müssen, dann kann der "Minibus", den Sie mit viel Mühe gebaut haben, auch wenn er sehr stabil fährt, das Problem nicht lösen.

Deshalb muss die zweite Generation Starship in den Ruhestand gehen, weil sie die dringendsten und wichtigsten Aufgaben von SpaceX nicht erfüllen kann. Ihr Rückzug macht Platz für den "großen Jungen", die dritte Generation Starship.

Bei der zehnten Testfahrt ist es zu einer Kollision der simulierten Starlink-Satelliten beim Ausstoßen gekommen. Dieses Problem wurde bei der heutigen elften Testfahrt perfekt gelöst | SpaceX

Die dritte Generation Starship - ein neues Gesicht