Das Unternehmen ist seit 4 Jahren gegründet und plant, eine Finanzierung in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar zu erhalten.
Es ist erneut eine schockierende Nachricht aus der KI-Branche gekommen: Das erst vor vier Jahren gegründete Startup Anthropic steht kurz davor, ein neues Finanzierungsabkommen über 10 Milliarden US-Dollar abzuschließen. Dieser Betrag ist doppelt so hoch wie die zuvor im Markt kursierenden Gerüchte von 5 Milliarden US-Dollar. Laut Bloomberg hat sich dieser Betrag aufgrund der starken Nachfrage der Anleger erheblich erhöht.
Das Ausmaß dieser Finanzierungsrunde ist erstaunlich. Die Finanzierungsverhandlungen laufen noch, und der endgültige Betrag könnte sich noch ändern. Es ist jedoch unstreitig, dass damit ein neuer Rekord für die Einzelfinanzierung im Bereich Künstliche Intelligenz aufgestellt wird. Nach Abschluss dieser Finanzierungsrunde wird der Unternehmenswert von Anthropic voraussichtlich auf 170 Milliarden US-Dollar steigen, was es zu einem der weltweit führenden Startups im Hinblick auf den Unternehmenswert macht.
Es ist bekannt, dass diese Finanzierungsrunde von Iconiq Capital geleitet wird, und namhafte Investmentgesellschaften wie TPG Inc., Lightspeed Venture Partners, Spark Capital und Menlo Ventures beteiligen sich aktiv. Souveräne Fonds wie die Investmentbehörde Katar und die Investmentgesellschaft des singapurerischen Staates (GIC) befinden sich ebenfalls in intensiven Verhandlungen über eine Beteiligung.
Mit der Beteiligung der letzteren beiden souveränen Fonds hat diese Billionen-Dollar-Finanzierungsveranstaltung den Rahmen des Wettstreits zwischen Techriesen um die Macht in der KI-Branche überschritten und wird zu einer weiteren wichtigen strategischen Anordnung auf staatlicher Ebene im Bereich Künstliche Intelligenz.
OpenAI-Herkunft
Obwohl viele von Anthropic schon gehört haben, ist es dennoch sinnvoll, kurz auf den Hintergrund dieses Unternehmens einzugehen.
Anthropic wurde 2021 von den Geschwistern Dario Amodei und Daniela Amodei gegründet. Das Kernteam dieses Unternehmens hat eine beeindruckende Vorgeschichte: Es sind die frühen Entwickler der GPT-Serie von Produkten.
Dario Amodei hat Abschlüsse von Spitzenuniversitäten wie Stanford und Princeton, studierte zunächst Physik und wechselte später zum Bereich Neurowissenschaften. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er im Silicon Valley AI Lab von Baidu und war dort Mitarbeiter von Andrew Ng. Später wechselte er zu Google, wo er als Senior-Forscher arbeitete.
Im Jahr 2016 trat er OpenAI bei und übernahm die Leitung der Unternehmenssicherheit und führte das Team bei der Entwicklung von GPT-2 und GPT-3 an. Ende 2020 entschied er sich, gemeinsam mit seiner Schwester ein neues Unternehmen namens Anthropic zu gründen, das von OpenAI in seinen Werten abweicht. Der Grund für diese Entscheidung war die Meinungsverschiedenheit über die Entwicklung von OpenAI, insbesondere die kommerzielle Ausrichtung aufgrund der Investition von Microsoft und die Vernachlässigung der KI-Sicherheitsforschung. Das Unternehmen definiert sich als "Künstliche-Intelligenz-Sicherheits- und Forschungsunternehmen" und setzt sich für die Entwicklung zuverlässiger, interpretierbarer und steuerbarer KI-Systeme ein. Der Name Anthropic bedeutet so viel wie "menschlich bezogen".
Jetzt noch einmal die Produktentwicklung des Unternehmens zusammenfassen. Das Hauptprodukt von Anthropic ist die KI-Chatbot-Serie Claude.
Im März 2023 veröffentlichte das Unternehmen das ChatGPT-ähnliche KI-Dialogsystem Claude.
Am 11. Juli 2023 veröffentlichte Anthropic das neue Large Language Model Claude 2. Im Vergleich zur Vorgängerversion hat Claude 2 verbesserte Leistungen und kann längere Texte verarbeiten. Es hat erhebliche Verbesserungen in Bereichen wie Programmierung, Mathematik und logischem Denken gezeigt.
Am 4. März 2024 veröffentlichte das Unternehmen die Claude 3-Modellfamilie. Claude 3 ist das erste Modell von Anthropic, das multimodale Funktionen einführt und verschiedene Datentypen wie Dokumente, Bilder und Videos verarbeiten und analysieren kann. Das Unternehmen hat angegeben, dass das Claude 3 Opus in verschiedenen Benchmark-Tests besser abgeschnitten hat als OpenAIs GPT-4 und Googles Gemini 1.0 Ultra.
Am 22. Oktober 2024 gab das Unternehmen die aktualisierte Version Claude 3.5 Sonnet bekannt und behauptete, dass es so wirken würde, als ob eine Person am Computer arbeite.
Am 25. Februar 2025 stellte Anthropic Claude 3.7 Sonnet vor und bezeichnete es als das bisher intelligenteste Modell und das erste Hybrid-Inferenzmodell auf dem Markt.
Die Geschäftsergebnisse von Anthropic sind ebenfalls beeindruckend. Das Unternehmen verfolgt hauptsächlich ein B2B-Geschäftsmodell. Laut den von dem Unternehmen an einige Anleger weitergegebenen Daten hat sich das Jahresumsatz von Anthropic in der ersten Jahreshälfte dieses Jahres vervierfacht und liegt jetzt über 4 Milliarden US-Dollar. Erinnern wir uns daran, dass Anthropic beim Finanzierungsvorgang im Februar 2025 bereits einen Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar erreicht hatte, was im Vergleich zum Vorjahr etwa zehnmal so hoch war. Damals lag das Verhältnis von Unternehmenswert zu Umsatz bei 60.
Parallel zum Umsatzwachstum hat sich auch die Mitarbeiterzahl erhöht. Bis 2024 betrug die Anzahl der Mitarbeiter 915. Das Unternehmen erwartet, dass die Gesamtzahl der Mitarbeiter bis Ende 2025 über 1.900 betragen wird.
Obwohl die Branche weiterhin enorme Investitionen tätigt, haben die führenden KI-Unternehmen bereits eine starke Kommerzialisierungsfähigkeit gezeigt. Insbesondere OpenAI: Laut einer Mitteilung im August wird der Jahresumsatz von OpenAI in diesem Jahr dreifach steigen und 12,7 Milliarden US-Dollar erreichen. Im März dieses Jahres lag das jährliche wiederkehrende Einkommen bereits bei 10 Milliarden US-Dollar. Die Chief Financial Officer Sarah Friar hat in einem jüngsten Interview erwähnt, dass OpenAI erstmals im Juli einen Monatsumsatz von 1 Milliarde US-Dollar erreicht hat.
Zurzeit gehört Anthropics Claude zusammen mit Googles Gemini und OpenAIs ChatGPT zu den drei von der US-Regierung genehmigten KI-Diensten für Regierungsbehörden.
Die von Amazon und Google geführte Finanzierungsmeisterschaft
Anthropic wird als der größte Konkurrent von OpenAI angesehen, und seine Finanzierungsgeschichte ist beeindruckend. Seit seiner Gründung hat es mehrere große Finanzierungsrunden abgeschlossen. Hierbei sind die Techriesen wie Amazon und Google die aktivsten Unterstützer von Anthropic.
Bei der Serie-A-Finanzierung im Mai 2021 erhielt das Unternehmen 124 Millionen US-Dollar. Die Leitung übernahm der Skype-Mitbegründer Jaan Tallinn, und weitere Mitinvestoren waren der Facebook-Mitbegründer Dustin Moskovitz. Dieses Kapital half Anthropic, in der Gründungsphase ein Team zusammenzustellen und Grundlagenforschung zu betreiben.
Bei der Serie-B-Finanzierung im April 2022 wurden 580 Millionen US-Dollar finanziert, hauptsächlich geleitet vom FTX-Gründer Sam Bankman-Fried.
Im Jahr 2023, als die KI-Branche immer beliebter wurde, begannen Google und Amazon, Anthropic stark zu unterstützen und wurden die größten Aktionäre: Im Februar erhielt es von Google 300 Millionen US-Dollar als strategischer Aktionär. Bei der Serie-C-Finanzierung im Mai wurden weitere 450 Millionen US-Dollar finanziert, geleitet von Spark Capital und mit Beteiligung zahlreicher namhafter Institutionen. Im September kündigte Amazon an, 4 Milliarden US-Dollar zu investieren und der Hauptanbieter von Cloud-Diensten für Anthropic zu werden. Diese Partnerschaft brachte nicht nur enorme Kapitalmittel, sondern auch eine solide Unterstützung in Bezug auf Cloud-Computing-Ressourcen. Die enge Bindung beider Parteien hat in der Branche weite Beachtung gefunden. Im Oktober hat Google weitere 2 Milliarden US-Dollar investiert, was seine Zuversicht in die Entwicklungsperspektive von Anthropic unterstreicht.
Die Branche sieht die starke Investition von Google in Anthropic als eine versteckte Konkurrenz zwischen Google und Microsoft. Microsoft hat vor fünf Jahren 1 Milliarde US-Dollar in OpenAI investiert, um die Entwicklung von ChatGPT zu unterstützen, und Anthropic hat ebenfalls die Stärke, mit OpenAI gleich zuziehen.
Im Jahr 2024 hat Anthropic weiterhin rasante Fortschritte bei der Finanzierung gemacht, und Amazon hat erneut stark investiert: Bei der Serie-D-Finanzierung im Februar wurden 750 Millionen US-Dollar finanziert, geleitet von Menlo Ventures. Im März erhielt es 884 Millionen US-Dollar an der Sekundärmarkte, und im Mai wurden erneut 452 Millionen US-Dollar auf der Sekundärmarkte gesammelt. Im November hat Amazon weitere 4 Milliarden US-Dollar investiert, was die Partnerschaft zwischen beiden Parteien verstärkt hat und die Gesamtinvestition von Amazon in Anthropic auf erstaunliche 8 Milliarden US-Dollar gebracht hat.
Im Jahr 2025 hat Anthropic die Finanzierungsbemühungen noch verstärkt, und jede Einzelfinanzierung ist beeindruckend: Im März wurde die Serie-E-Finanzierung über 3,5 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, geleitet von Lightspeed Venture Partners und mit Beteiligung von Bessemer Venture Partners, Cisco Investments, D1 Capital, Fidelity Management & Research, General Catalyst, Jane Street, Menlo Ventures, Salesforce Ventures und anderen neuen und alten Investoren. Der Unternehmenswert nach der Investition beträgt 61,5 Milliarden US-Dollar.
Und nun folgt diese neue Finanzierung von 10 Milliarden US-Dollar. Mit der Beteiligung von souveränen Fonds wie der Investmentbehörde Katar und der Investmentgesellschaft des singapurerischen Staates (GIC) wird hinter diesem Kapitalfest noch eine weitere Macht hinzukommen, und es wird zu einem heftigen Wettstreit zwischen Techriesen und souveränen Vermögensfonds um die Vorherrschaft in der nächsten Generation von KI.
Bis Anfang 2025 hat Anthropic insgesamt über 18 Milliarden US-Dollar finanziert und gehört damit zu den weltweit einflussreichsten KI-Unternehmen. Die KI-Welle hat Reiche gemacht. Das Gründerteam von Anthropic hat ebenfalls seinen Reichtum vervielfacht. Angesichts der Tatsache, dass jeder Teammitglied weiterhin über 2 % der Anteile von Anthropic hält, sind die sieben Mitglieder des Gründerteams bereits Milliardäre geworden. Es heißt jedoch, dass die Geschwister Amodei nicht von Reichtum fasziniert sind. Die Zeitung "Corriere della Sera" hat berichtet, dass Dario Amodei dem Silicon-Valley-Glauben folgt und wenig Interesse am Reichtum hat. Daniela Amodei hat einmal gesagt: "Reichtum ist kein nützlicher Antrieb, sondern eher ein Hindernis für die Umsetzung großer Pläne."
Wenn diese neue Finanzierung erfolgreich abgeschlossen wird, wird Anthropic damit ausreichend Mittel für den Wettstreit mit OpenAI und xAI von Elon Musk haben. Im Jahr 2025 setzt die gesamte KI-Branche weiterhin auf hohe Investitionen, und die Finanzierungsbeträge werden ständig erneuert. Auch die Investitionsrichtungen haben sich geändert.
OpenAI, das die Branche führt, hat im März dieses Jahres eine Finanzierungsrunde von 40 Milliarden US-Dollar abgeschlossen, und der Unternehmenswert beträgt 300 Milliarden US-Dollar, was einen neuen Rekord für die Finanzierung von nicht börsennotierten Techunternehmen darstellt. Die Investitionen werden nun nicht nur in die Forschung und Entwicklung von KI-Vorlauftechnologien, sondern auch in die Infrastruktur für Rechenleistung gelegt. Etwa 18 Milliarden US-Dollar sind speziell für das "Stargate"-Projekt vorgesehen. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Projekt zur Infrastrukturentwicklung von KI, das darauf abzielt, ein großes Netzwerk von Rechenzentren aufzubauen, um den enormen Rechenleistungserfordernissen der nächsten Generation von KI-Modellen gerecht zu werden. Das Projekt wurde im Januar 2025 von dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump angekündigt.
Die Chief Financial Officer von OpenAI, Sarah Friar, hat in einem jüngsten Interview auch erwähnt: "Die größte Herausforderung besteht derzeit darin, ständig an Rechenleistung zu mangeln."
Außerdem wurde im April dieses Jahres berichtet, dass xAI von Elon Musk vorhat, 20 Milliarden US-Dollar zu finanzieren. Wenn dieser Deal zustande kommt, könnte der Unternehmenswert von xAI über 120 Milliarden US-Dollar steigen. Bisher gibt es jedoch keine weiteren Informationen.
Der globale Wettlauf um die Künstliche Intelligenz ist derzeit in eine heiße Phase geraten. Die enormen Finanzierungen von Anthropic, xAI und OpenAI erfolgen alle vor dem Hintergrund des explosiven Anstiegs der globalen Nachfrage nach KI-Rechenleistung. Dies markiert den Beginn einer neuen Phase der KI-Industrie, die durch riesige Kapitalmittel, Rechenleistungsinfrastruktur und Ökosystemkonkurrenz gekennzeichnet ist.
Dieser Artikel stammt aus dem WeChat-Account "Touzhongwang", Autor: Riemann. Veröffentlicht von 36Kr mit Genehmigung.