StartseiteArtikel

Spielkassetten verschwinden langsam. Wird das die Spiele „töten“?

爱范儿2025-07-14 10:27
Wir können Spiele nie wieder wirklich „besitzen“.

Neueste Zeit ist auf Xiaohongshu die Diskussion über die Switch 2 in vollem Gange. Ein Beitrag über das neue Spiel "Double Shadow Wonderland" hat eine Menge Diskussionen ausgelöst:

Man hat extra mit dem Auto hingefahren, um die Spielkarte zu kaufen. Aber als man sie öffnete, war darin nur ein Aktivierungscode. Wo ist da der Unterschied zum Kauf im eShop? Die Leute waren sofort wütend und fühlten sich betrogen. Ein Aktivierungscode kann nur einmal verwendet werden und wird dann an ein Nintendo-Konto gebunden. Das versteht jeder. Aber warum sollte man die physische Version kaufen, wenn man nicht die Karte samt Verpackung haben will? Sowohl für die Sammlung als auch für den Verkauf im zweiten Handel macht die physische Version mehr Sinn.

Allerdings sollen die Leute sich beruhigen. Laut offiziellen Informationen ist nur bei der ersten Auflage von "Double Shadow Wonderland", die zusammen mit der Switch 2 herausgebracht wird, nur ein Aktivierungscode enthalten. Bei den späteren physischen Versionen wird eine "Schlüsselkarte" beigelegt.

Trotzdem ist die "Schlüsselkarte" nicht viel besser. Es handelt sich um ein neues Medium, das zwischen der Download-Version und der kompletten Spielkarte liegt. Es ist zwar eine physische Karte, aber man muss das Spiel zunächst auf die Switch herunterladen, und jedes Mal, wenn man das Spiel spielen will, muss man die Karte einfügen, um es zu starten.

Man könnte sagen, dass es alle Nachteile der Download-Version und der Spielkarte vereint.

Seit Nintendo die Switch 2 angekündigt hat, hört die Kritik und das Geplapper über die Schlüsselkarte nicht auf. Es gibt sogar Stimmen, die sich für einen "Boykott" aussprechen.

Natürlich gibt es auch Leute, die die Schlüsselkarte verteidigen. Sie meinen, dass physische Medien irgendwann sterben werden und dass die digitale Verteilung von Spielen für Drittanbieter vorteilhafter ist, da es die Kosten für die Anschaffung von Speicherkarten senken kann und sichergestellt werden kann, dass die neu gekauften Spiele immer die neueste Version sind. Die "Schlüsselkarte" sei ein Kompromiss, der die Handelsfähigkeit der physischen Karten berücksichtigt.

Andere finden, dass Nintendo es schon großzügig ist, physische Spielkarten anzubieten. Schließlich verkauft Sony bereits eine Version der PS5 ohne Blu-ray-Laufwerk, und auch die physischen Spieldiscs müssen extra viel Inhalt herunterladen, bevor sie funktionieren.

Die PS5 gibt es in einer digitalen und einer Version mit Blu-ray-Laufwerk

Natürlich würde ich mir lieber eine komplette Spielkarte wünschen. Aber wenn ich keine Wahl habe, wären die Handelsfähigkeit und ein niedrigerer Preis Gründe, warum ich die Schlüsselkarte akzeptieren würde.

Aber die Schlüsselkarte ist, wie der Name schon sagt, keine Spielkarte an sich, sondern nur ein Schlüssel, der das "Benutzungsrecht" des digitalen Spiels physisch macht. Für die Sammlung, die auf "Kontrolle" ankommt, verliert sie dadurch sofort an Wert.

In den letzten Jahren erlebt man einen Wiederaufstieg von Vinylplatten, Kassetten und CDs. Viele Sammler haben sogar keine Vorrichtung, um diese Medien abzuspielen, aber sie kaufen sie dennoch, weil es um eine "Verbindung" geht. Musik ist ungreifbar, aber Vinylplatten und Kassetten sind greifbar. Es ist, als hätten sie in der physischen Welt tatsächlich "besessen", was in diesen Medien gespeichert ist.

Taylor Swift hat letztes Jahr in einer Woche 850.000 Vinylplatten in den USA verkauft. Dies gilt als ein phänomenaler Fall für den Wiederaufstieg von Vinyl.

Es ist also kein Wunder, dass die Limitierte Edition von "Death Stranding 2" von vielen Spielern kritisiert wird. In diesem Set gibt es nur wenige physische Extras, und die meisten Inhalte sind digitale. Und das Wichtigste fehlt: Die Spiel-CD. Stattdessen ist nur ein Downloadcode enthalten. Das Ritual der Sammlung geht damit verloren.

Ähnlich verhält es sich mit der neuen CD "Virgin" der neuseeländischen Sängerin Lorde, die derzeit im Netz heftige Diskussionen auslöst. Die transparente CD ist zwar sehr schön und passt perfekt zum "Durchsicht"-Konzept des Albums, aber es gibt ein Problem: Sie kann in vielen Spielern nicht richtig abgespielt werden.

Bildquelle: Reedit @ArtistAromatic7644

Eine CD, die ihre Hauptfunktion, das Abspielen von Musik, aufgibt, um ein besseres visuelles Erlebnis zu bieten, wäre vor zwanzig Jahren undenkbar gewesen. Aber in der heutigen Zeit, in der die meisten Menschen Online-Musik auf ihrem Smartphone hören, passiert es tatsächlich.

Das ist nicht das erste Mal, dass Lorde Ideen für traditionelle CDs hat. Bei ihrem vorherigen Album "Solar Power" betonte sie die Nähe zur Natur und veröffentlichte aus Umweltgründen keine CD. Stattdessen gab es eine "Musikdose" in der Größe einer CD, die einen Downloadcode enthielt. Nach Protesten ihrer Fans hat sie diesmal eine transparente CD herausgebracht, wobei sie immer noch auf die "Recyclingfähigkeit" hinweist.

Die Musikdose ist schön, aber darin ist keine "Musik" enthalten. Bildquelle: Reddit @forevermelodrama

Über einen langen Zeitraum bedeuteten physische Medien wie Vinylplatten, CDs und Speicherkarten im Vergleich zu Cloud-Speichern und Online-Diensten "Stabilität". Wenn man sie richtig aufbewahrt, kann man sie jederzeit nutzen und sogar an die nächste Generation weitergeben.

Die Schlüsselkarte hat zwar ein physisches Gehäuse, ist aber im Grunde ein digitales Medium, das man herunterladen muss. Wenn Nintendo eines Tages seinen Server schließt, wird die Schlüsselkarte zu einem wertlosen Kunststoffstück.

Viele Leute haben diese Erfahrung bereits gemacht, als das chinesische Kindle-Online-Buchsystem letztes Jahr komplett geschlossen wurde. Ich hatte zwar alle Bücher, die ich gekauft hatte, im Voraus heruntergeladen. Aber als ich aus Bequemlichkeit die Region meines Kontos auf die USA wechselte, wurden alle Bücher, die ich über sechs Jahre hinweg gesammelt hatte, gelöscht und ich konnte sie nicht wiederherstellen.

Die Online- und Streamung von Medieninhalten ist ein unaufhaltsamer Trend. Das hat nicht nur Nachteile. Bei Spielen kann man durch Updates das beste Spielerlebnis erhalten. Selbst wenn man eine komplette Spielkarte kauft und in die Switch steckt, muss man immer noch viele Updates herunterladen. Das gilt insbesondere für die Switch 2 mit ihren "Upgrade-Patches".

Aber das bedeutet auch, dass wir das Risiko eingehen, die Medieninhalte zu verlieren. Letztes Jahr hat sich eine Protestbewegung namens "Stop Killing Games" (dt. "Stoppt das Töten von Spielen") entwickelt.

Diese Bewegung entstand aus dem Fall, dass das Spiel "The Crew" letztes Jahr seinen Server schloss. Obwohl es sich um ein hauptsächlich Singleplayer-Spiel handelt, verlangte der Publisher Ubisoft, dass die Spieler ständig online sein mussten. Nachdem der Server geschlossen wurde, haben die Spieler, die das Spiel gekauft hatten, ihr "Besitzrecht" verloren - obwohl dieses Recht nie wirklich existierte.

Schon 2021 haben Spieler gegen Sony klagen lassen, weil es den PSP/PSV/PS3-Shop geschlossen hat. Dadurch wurde die Zeit für den Kauf und das Herunterladen von Spielen verlängert, aber es gab immer noch viele Einschränkungen.

Viele Leute wissen vielleicht auch nicht, dass Steam in seinen AGBs klar schreibt, dass die Inhalte auf der Plattform nur lizenziert werden und nicht direkt an die Benutzer verkauft werden.

Das ist die gegenwärtige Veränderung unseres Konsums: Oft haben wir nur das "Benutzungsrecht", aber kein "Besitzrecht", und das Benutzererlebnis verschlechtert sich mit der Zeit, bis es praktisch nicht mehr existiert.

Musikplattformen bieten zumindest die Optionen, entweder Mitglied zu werden oder Musik zu kaufen. Aber bei Spielen wie "The Crew" und der "Schlüsselkarte" haben wir oft keine Wahl. Wir zahlen für das Spiel, aber bekommen nur das "Benutzungsrecht". Sobald der Server des Spielherstellers geschlossen wird, verschwindet unser Kauf wie ein Rätsel.

Viele Spieler haben eigentlich keine Einwände gegen digitale Spiele, solange es auch komplette Spielkarten gibt. So haben die Spieler zumindest die Wahl, wie sie das Spiel erhalten möchten. Obwohl Nintendo derzeit alle eigenen Spiele als komplette Spielkarten anbietet, gibt es einen Trend, dass die meisten Drittanbieter auf die Schlüsselkarte umsteigen. Das macht viele Fans von physischen Spielen sehr unruhig.

Da das "Besitzrecht" an digitalen Inhalten schon lange nicht mehr existiert, ist es sinnvoller, Druck auf Plattformanbieter wie Nintendo und Sony auszuüben, um die Laufzeit ihrer Dienste so lang wie möglich zu verlängern und unser langfristiges "Benutzungsrecht" zu sichern. Die Veränderung der Medien ist unumkehrbar.

Außerdem: Die Hardware der Schlüsselkarte ist billiger als die einer kompletten Spielkarte. Könnte man sie dann nicht auch billiger verkaufen?

Physische Spielkarten werden vielleicht allmählich verschwinden, aber die Vorstellung davon wird in absehbarer Zeit nicht aus dem Kopf der Menschen gehen. Nintendo hat sogar eine Art "virtuelle Spielkarte" entwickelt:

Nachdem man ein digitales Spiel installiert hat, wird es in der Konsole als virtuelle "Spielkarte" angezeigt. Dies ist eine gute Metapher für die Funktion der neuen "virtuellen Spielkarte", die in gewissem Maße die physische Spielkarte imitiert.

Wenn man die Liste der virtuellen Spielkarten öffnet, sieht man