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Wird dein Gehirn wirklich von KI "korrodiert"?

脑极体2025-07-10 08:04
Technik ist neutral, und ihre Auswirkungen hängen von der Art der Anwendung ab.

Neuerlich hat ein Forschungsbericht des MIT über die These, dass die Nutzung von ChatGPT zur Akkumulation von kognitiver Schulden führt, nicht wenige Kontroversen ausgelöst.

Viele Medien berichteten, dass der 216-seitige Forschungsbericht darauf hinweist, dass die Nutzung von KI das Gehirn möglicherweise dümmer machen könnte. Sensationsmeldungen wie „ChatGPT lässt das Gehirn um 47 % schrumpfen“ häuften sich, und viele KI-Nutzer fühlten sich beunruhigt.

Eine genaue Lektüre des 206-seitigen Forschungsberichts zeigt jedoch: Die Medieninterpretation weicht weitgehend vom Kern des Ergebnisses ab. Die komplexe wissenschaftliche Studie wurde zu einer schwarz-weiß-denkenden Behauptung vereinfacht.

Tatsächlich stützt die MIT-Studie nicht die einfache These, dass die Nutzung von KI Menschen dümmer macht.

Was diese Studie eigentlich vermitteln will, ist weitaus tiefer und weiterreichend als was die Medien verbreiten.

01 Wie haben die Medien die MIT-Studie missverstanden?

Zunächst eine kurze Einführung in die MIT-Studie „Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task“.

In dieser Studie wurden 54 Probanden in drei Gruppen aufgeteilt und einer Schreibprüfung unterzogen: Die Gruppe der reinen Selbstständigen arbeitete nur mit ihrem eigenen Wissen, die Suchmaschinen-Gruppe konnte Google nutzen, und die KI-gestützte Gruppe hatte Zugang zu ChatGPT.

Während des viermonatigen Testzeitraums mussten die Studenten in diesen drei Gruppen vier Schreibprüfungen absolvieren. Die Schwierigkeit entsprach der eines SAT-Tests (amerikanisches Hochschulzugangstest), und jeder Test dauerte 20 Minuten, mit einem Abstand von 1 - 2 Wochen zwischen den Prüfungen.

Die MIT-Forscher stellten mithilfe von EEG-Messungen fest, dass in den ersten drei Schreibprüfungen die Gruppe der reinen Selbstständigen die weitaus umfangreichsten neuronalen Verbindungen im Gehirn aufwies. Beim Schreiben arbeiteten mehrere Gehirnregionen wie Gedächtnisabruf und logische Integration zusammen. Die Suchmaschinen-Gruppe zeigte eine mittlere Gehirnaktivität, sie war auf visuelle Informationsverwaltung und -auswahl angewiesen, musste aber dennoch eigenständig Wissen integrieren. In der KI-gestützten Gruppe war die Gehirnaktivität deutlich geringer. Die Anzahl der neuronalen Verbindungen war um 45 % - 55 % geringer als in der Gruppe der reinen Selbstständigen, und 83,3 % der KI-Nutzer konnten den Inhalt ihrer eigenen Schreibwerke von einigen Minuten zuvor nicht mehr erinnern.  

In der vierten Kreuzprüfung zeigte sich, dass die Gehirnaktivität der KI-gestützten Gruppe zwar stieg, wenn sie unabhängig schrieb, aber immer noch weit hinter der der Gruppe der reinen Selbstständigen lag. Wenn die Gruppe der reinen Selbstständigen erstmals KI nutzte, stieg die Gehirnaktivität sogar an, und die Qualität der Ergebnisse war besser als die derjenigen, die sich auf KI stützten.  

Das MIT-Experiment zeigt, dass die negativen Auswirkungen von KI nicht unumkehrbar sind, aber eine langfristige, unbewusste Abhängigkeit von KI kann zu kognitiven Schulden führen. Daher ermutigen die Forscher ein Denkmodell, bei dem man zuerst eigenständig denkt und dann KI nutzt.  

Einige Medien haben jedoch die Ergebnisse der MIT-Studie übertrieben.

Zunächst die Missinterpretation des Konzepts. Einige Berichte sprachen von einem „47-prozentigen Gehirnschwund“, aber die MIT-Studie misst die Veränderung der Aktivität der neuronalen Verbindungen, nicht den physischen Schrumpf der Gehirnstruktur. Die Studie ergab, dass die neuronale Kopplungsstärke der Teilnehmer, die sich auf ChatGPT beim Schreiben stützten, um etwa 47 % geringer war als die der reinen Denkgruppe. Dies bedeutet nicht, dass das Gehirn „zurückgeht“, sondern dass die Aktivität bestimmter kognitiver Regionen im Gehirn bei der Ausführung bestimmter Aufgaben unter KI-Unterstützung sinkt.

Zweitens die Verwirrung in der logischen Beziehung. Kognitive Schulden sind keine unumkehrbare Intelligenzschwäche. Das von der Studie eingeführte Konzept der „kognitiven Schulden“ bezieht sich darauf, dass eine kurzfristige Abhängigkeit von KI die langfristigen kognitiven Fähigkeiten schwächen kann, ähnlich dem Prinzip von „Benutzung stärkt, Nichtbenutzung schwächt“. Diese Auswirkungen hängen jedoch von der Nutzungsweise ab. Die Studie zeigte, dass die Gehirnaktivität der Gruppe der reinen Selbstständigen beim ersten KI-Einsatz sogar anstieg und die Qualität der Ergebnisse besser war als die derjenigen, die sich auf KI stützten. Die KI-abhängigen Experimentalgruppen zeigten dagegen einen deutlichen Leistungsabfall, wenn sie ohne das Tool arbeiteten.

Schließlich die grobe Vereinfachung der Forschungsergebnisse. Die Studie leugnet nicht den Wert von KI. In der MIT-Publikation wird klar dargelegt, dass KI ein kognitives Verstärkungstool sein kann, vorausgesetzt, der Nutzer denkt aktiv. Menschen mit stärkeren kognitiven Fähigkeiten (hohe Basiskognitiven) weisen sogar eine verstärkte neuronale Verbindung auf, wenn sie KI nutzen. Nur diejenigen, die sich langfristig auf ChatGPT stützen, zeigen eine vorübergehende Trägheit in der Gehirnaktivität.

02 Die Kontroverse: Korrodiert KI wirklich das Gehirn?

Nach dem Lesen des Berichts stellen wir fest, dass die MIT-Studie nicht nur keine direkte Aussage über die These „KI korrodiert das Gehirn“ trifft, sondern auch Mängel in der Forschungsdesign aufweist. Wir müssen die Ergebnisse objektiv und vorsichtig interpretieren.

1. Begrenzte Repräsentanz der Stichprobe. Die Anzahl der Teilnehmer war relativ gering. Ursprünglich waren es 54 Personen, und nur 18 von ihnen beendeten die vierte Phase. Alle Teilnehmer stammten aus Spitzenakademieinrichtungen in der Region Boston und gehörten zu der typischen WEIRD-Stichprobe (Western, Educated, Industrialized, Rich and Democratic). Ihre kognitiven Gewohnheiten, Bildungsstand und technologische Kompetenz lagen über dem Durchschnitt. Die aus dieser speziellen Gruppe gewonnenen Ergebnisse können nicht direkt auf eine breitere und vielfältigere Bevölkerung von Normalnutzern übertragen werden.

2. Unterschied zwischen Experimentseinstellung und realer Umgebung. Das Verfassen einer philosophischen Dissertation im SAT-Stil innerhalb von 20 Minuten ist eine hochstrukturierte Aufgabe. Die Gleichsetzung der Ergebnisse einer einzigen, unter Zeitdruck stehenden Aufgabe mit einem Rückgang der gesamten kognitiven Fähigkeiten vereinfacht die Realität. In der realen Arbeit ist der KI-Nutzungsprozess ein nichtlinearer, mehrstufiger Interaktionsprozess, bei dem es ausreichend Zeit für Reflexion und Anpassung gibt. Dieser Unterschied könnte die negativen Effekte in der Studie überschätzen.

3. Unpräzise Messinstrumente. Die EEG-Technik (Elektroenzephalographie) hat eine sehr hohe zeitliche Auflösung und kann momentane Denkveränderungen erfassen, aber die räumliche Auflösung ist gering, und es ist nicht möglich, tiefere Strukturen wie den Hippocampus, der für das Langzeitgedächtnis von entscheidender Bedeutung ist, zu erfassen. Darüber hinaus ist das EGG-Signal leicht von äußeren Störungen wie elektrischem Umgebungsrauschen beeinflusst, was die Genauigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen kann. Die Forscher selbst räumen dies in ihrer Publikation ein und empfehlen, dass zukünftige Studien Techniken wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) nutzen, um ein umfassenderes Bild der Gehirnaktivität zu erhalten.

4. Korrelation ist nicht Kausalität. Die Verringerung der Anzahl der neuronalen Verbindungen kann nicht nur als Faulheit interpretiert werden, sondern auch als „kognitive Effizienzoptimierung“ (Cognitive Offloading). Die Verringerung der Gehirnaktivität könnte darauf zurückzuführen sein, dass das Gehirn formatierte, niedrigere kognitive Aufgaben wie die Informationssuche an KI outsourcingt, um so wertvolle kognitive Ressourcen für höhere strategische Planung und kritische Forschung freizugeben. Das gegenwärtige Experimentdesign kann diese beiden völlig unterschiedlichen kognitiven Muster nicht vollständig unterscheiden.

Kurz gesagt, eine kleine Stichprobenstudie über einen kurzen Zeitraum kann keine allumfassenden Ergebnisse liefern. Um die von den Medien verbreitete These „KI führt zu einem Rückgang der kognitiven Fähigkeiten“ zu belegen, sind strengere und längerfristige Längsschnittstudien erforderlich.

Zur gleichen Zeit liefern einige Studien die These, dass KI-Tools die Denkaktivität des Gehirns fördern können, was die These „Die Nutzung von KI führt nicht zum Gehirnrückgang“ weiter untermauert.

Im Februar 2025 zeigte eine Studie von Microsoft Research und der Carnegie Mellon University mit dem Titel „The Impact of Generative AI on Critical Thinking: Self-Reported Reductions in Cognitive Effort and Confidence Effects From a Survey of Knowledge Workers“ anhand einer Umfrage unter 319 Wissensarbeitern, dass die Nutzung von KI eher zu mehr kritischem Denken führt, wenn die Nutzer an ihrer eigenen fachlichen Kompetenz in diesem Bereich vertrauen.

Eine systematische Übersicht in der Zeitschrift „Computer & Education“ mit dem Titel „Higher-order thinking skills-oriented problem-based learning interventions in mathematics: A systematic literature review“ analysierte 69 einschlägige Experimentstudien zwischen 2022 und 2024 und zeigte, dass die Nutzung von ChatGPT die Fähigkeiten des kritischen Denkens, des Problemlösens und des kreativen Denkens in der Hochschulbildung fördern kann. Die Studie betont, dass das KI-gestützte problemorientierte Lernen (PBL) den Studierenden helfen kann, Konzepte effektiver zu integrieren und logisch zu argumentieren.

Diese empirischen Studien zeigen, dass wir über die einfache binäre Opposition „KI ist schädlich oder nützlich“ hinausgehen müssen und uns stattdessen mit der wesentlichen Frage befassen sollten:

Wie können wir KI nutzen, um uns besser zu machen?

03 KI umarmen, nicht von ihr domestiziert werden

In der Geschichte hat jede technologische Revolution Angst vor der Degeneration der menschlichen Fähigkeiten ausgelöst. Der griechische Philosoph Sokrates befürchtete, dass die Schrift die menschliche Gedächtnisleistung beeinträchtigen würde. Das Buch „Amusing Ourselves to Death“ warnte vor der Abnahme des linearen logischen Denkens durch das Fernsehen. McLuhan wies darauf hin, dass das Computersystem möglicherweise unser Zentralnervensystem völlig lähmen könnte.

Dennoch haben Schrift, Fernsehen und Computer uns nicht dümmer gemacht, sondern unsere Fähigkeiten verbessert.

Die Schrift hat zwar die Art des Gedächtnisses verändert, aber nicht die Gedächtnisleistung zerstört. Stattdessen hat sie ein komplexeres Wissenssystem geschaffen und die kostbare menschliche Zivilisation aufbewahrt. Das Fernsehen hat zwar das Informationsaufnahmeverhalten verändert, aber neue visuelle Denkfähigkeiten gefördert und unser Weltbild bereichert. Der Computer hat nicht nur unser Nervensystem nicht gelähmt, sondern auch die kognitiven Grenzen der Menschheit erheblich erweitert und die Welt zu einem globalen Dorf gemacht.

Die von den Medien verbreitete These, dass KI Menschen dümmer macht, beruht oft auf dem Irrtum des Technologischen Determinismus und vernachlässigt die Subjektivität des Menschen bei der Technologienutzung.

Es ist unbestritten, dass das Gehirn wie ein Muskel ist: Je mehr man es benutzt, desto stärker wird es, und wenn man es nicht benutzt, wird es schwächer. Beim eigenen Schreiben muss das Gehirn einen tiefgreifenden kognitiven Verarbeitungsprozess wie „Konzipieren, Textorganisation, Ausdruck, Überarbeitung“ durchlaufen. Beim Nutzen von KI wird nur die oberflächliche Eingabe von Prompts vorgenommen, ohne über die Logik und die Herkunft der Antworten nachzudenken.