Erster Eindruck von Apple CarPlay Ultra: Es ist gut, aber wird von den Automobilherstellern "kollektiv boykottiert".
Zwei völlig verschiedene Erzählungen über das Apple CarPlay Ultra haben fast gleichzeitig begonnen.
Einerseits gibt es die ersten Tests von Medien wie The Verge und Top Gear. Nachdem sie das Aston Martin DBX707 getestet hatten, haben fast alle Medien positive Bewertungen über die tatsächliche Leistung des CarPlay Ultra abgegeben. Sie finden, dass die Erfahrung nahtlos ist und die Funktionen leistungsstark sind, was eine echte Revolution für das Apple-Fahrzeugsystem darstellt.
Andererseits gibt es die harte kommerzielle Realität, wie sie von der Financial Times aufgedeckt wurde. Der Bericht zeigt, dass Automobilriesen wie Mercedes-Benz, Audi und Volvo, die früher als Partner des CarPlay Ultra galten, sich öffentlich gegen die Armaturenbrett-Revolution von Apple gewehrt haben.
Bildquelle: The Verge
Ein Cockpit, das in Bezug auf die Produkt-Erfahrung hochgelobt wird, stößt im Geschäftswesen auf so starken Gegenwind. Was steckt eigentlich dahinter?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst zurückgehen und uns genau ansehen, wie die Erfahrung mit dem CarPlay Ultra in der realen Welt tatsächlich ist.
Eine Revolution im Fahrzeugsystem von Apple
Eine interessante Frage ist: Warum war es das Aston Martin, das gerade eine Menge Geld in die Eigenentwicklung eines neuen Systems investiert hat, das als erstes das CarPlay Ultra adoptiert hat?
Dies ist keine technische Kompromisslösung, sondern eine geschäftliche Klugheit.
Aston Martin sagt, dass dies eine direkte Reaktion auf die Bedürfnisse der Kernkunden ist – die Kunden haben es ausdrücklich gewünscht. Das Unternehmen erklärt, dass das CarPlay für Besitzer mehrerer Luxusautos eine Art "Vertrautheit" über Marken hinweg bietet. Dies senkt die Lernkurve beim Wechsel zwischen verschiedenen Fahrzeugen erheblich, sodass man jedes Auto problemlos fahren kann.
In der praktischen Erfahrung ist diese "unbemerkte" Integration durchgängig.
Nach dem Start des Fahrzeugs wird das System sofort aktiviert. Auf dem Bildschirm erscheint eine "Hello"-Begrüßung, ähnlich wie beim Einrichten eines neuen iPhones. Man bemerkt fast nicht, dass es lädt, als wäre es das ursprüngliche Interface des Fahrzeugs.
The Verge berichtet, dass man, wenn man die speziellen Einstellungen des High-End-Soundsystems des Fahrzeugs anpassen muss, nicht aus dem CarPlay aussteigen muss. Das originale Einstellungsmenü erscheint nahtlos als "Pop-up" im CarPlay-Umfeld und verschwindet wieder, sobald man fertig ist, um die kontinuierliche Erfahrung zu gewährleisten.
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Diese zweiseitige tiefe Integration zeigt sich auch in der Interaktion mit den physischen Tasten. Motor1 berichtet, dass, wenn der Fahrer die Taste zum Abschalten der Fahrerassistenz am Mittelkonsole drückt, im CarPlay-Interface eine Benachrichtigung erscheint, die bestätigt, dass die Funktion deaktiviert wurde. Dies beweist, dass die Informationen zwischen Fahrzeug und System in Echtzeit ausgetauscht werden.
Bildquelle: Motor1
Die Neuerung am Armaturenbrett ist der Höhepunkt dieser Aktualisierung. Es bietet eine ähnliche Logik wie die Apple Watch-Uhrenanzeige. Benutzer können mit den Tasten am Lenkrad zwischen verschiedenen Modi wie dem klassischen "Doppelkreis"-Design von Aston Martin, dem minimalistischen Stil von Apple oder einer Vollbild-Kartennavigation frei wechseln.
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Apples Liebe zum Detail zeigt sich auch in kleinen Dingen. Top Gear hat festgestellt, dass, wenn man sein britisches iPhone anschließt, das System automatisch die Temperaturskala von Fahrenheit auf Celsius umstellt. Selbst die Schreibweise von "Favoriten" wechselt von der amerikanischen "favorites" zur britischen "favourites".
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Natürlich ist dieses neue System nicht perfekt. Alle bisherigen Erfahrungen beziehen sich auf die Beta-Version. Motor1 hat bei den Tests festgestellt, dass das CarPlay Ultra auf einem neueren iPhone 15 reibungslos läuft, aber auf einem noch unterstützten iPhone 13 Pro Max "unerträgliche Verzögerungen" auftreten.
Was das Kooperationsmodell betrifft, zeigt Apple eine bisher nicht gekannte Flexibilität.
Berichten zufolge müssen Automobilhersteller keine Lizenzgebühren an Apple zahlen, um das CarPlay Ultra zu integrieren. Sie müssen nur die Kosten für die eigene Integrationsentwicklung tragen. Apple bietet eher ein "Werkzeugkasten" oder eine "leere Vorlage", die die Ingenieure der Automobilhersteller entsprechend ihrer Markenidentität und Fahrzeugfunktionen gestalten und anpassen können.
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Technisch gesehen greift das CarPlay Ultra nicht so, wie viele denken, in die Fahrzeugdaten ein. Es ist eher ein leistungsstarker Plug-In, der die Spiegelung des Smartphones, die Apple-optische Darstellung von Fahrzeugdaten (z. B. Geschwindigkeit) und die Möglichkeit, dass originale Funktionen (z. B. Rückfahrkamera) in das CarPlay-Interface eingebunden werden können, vereint.
Ein wichtiger Fakt ist: Das CarPlay Ultra greift nicht auf das zentrale CAN-Bus-Netzwerk des Fahrzeugs zu. Es empfängt nur passiv die Informationen, die das Fahrzeug an es sendet, und dringt nicht aktiv in das System ein. In Bezug auf die Daten hat man eine klare Sicherheitsgrenze zwischen den Automobilherstellern und Apple gezogen.
Aston Martin sagt, dass dies nicht nur eine geschäftliche Partnerschaft, sondern eher ein "gemeinsames Lernen" ist. Apple kann sich eingehender mit den komplexen Automobilsicherheitsvorschriften befassen, während die Automobilhersteller von Apples erstklassigem Designkonzept für die Benutzerinteraktion lernen können.
Am Ende deuten all diese Erfahrungen und das Kooperationsmodell auf den zentralen und leicht zu übersehenden Wert des CarPlay Ultra hin – "Futureproofing", d. h. die digitale Erfahrung im Fahrzeug bleibt zeitlos.
Für Fahrzeugbesitzer ist dies ein häufiges Problem. Das Fahrzeugsystem eines neuen Autos, das anfangs reibungslos läuft, wird oft nach drei oder vier Jahren langsam oder wird nicht mehr aktualisiert. Selbst wenn die Hersteller weiterhin Over-the-Air-Updates anbieten, sind sie oft eingeschränkt, weil sie die begrenzte Rechenleistung der alten Hardware berücksichtigen müssen. Dadurch können neue Funktionen nicht richtig funktionieren, und auch die alten Funktionen werden langsam.
Das CarPlay Ultra ist anders. Es entwickelt sich mit jeder neuen iOS-Version weiter. Das bedeutet, solange Ihr iPhone aktualisiert wird, bleibt die Erfahrung mit Ihrem Fahrzeugsystem immer auf dem neuesten Stand.
Bildquelle: Motor1
Für ein teures Auto, das man langfristig halten möchte, ist dies sicherlich ein attraktives Konzept, um den Wert zu erhalten.
Natürlich können Sie auch wieder zum ursprünglichen Fahrzeugsystem von Aston Martin zurückkehren, wenn Sie möchten.
Ein Kampf um die "Seele"
Es sind nicht nur die Benutzer, die Bedenken haben. Aus Sicht einiger Automobilhersteller könnte das CarPlay Ultra ein potenzielles Risiko für ihr Kerngeschäftsmodell darstellen.
Wenn ein Produkt eine so gute Erfahrung bietet, geht es nicht mehr nur um technische Fragen, sondern um eine geschäftliche Entscheidung, die die Langzeitstrategie eines Unternehmens betrifft. Dies ist die Realität, der die globale Automobilindustrie nach der Veröffentlichung des CarPlay Ultra gegenübersteht.
Letzte Woche wurde in einem Bericht der Financial Times eine klare Ablehnung von Seiten der führenden Automobilhersteller öffentlich bekannt.
Europäische Luxusmarken wie Mercedes-Benz, Audi und Volvo haben klar gemacht, dass sie derzeit keine Pläne zur Integration des CarPlay Ultra haben. Ein Renault-Manager hat Apple sogar direkt gesagt: "Versuchen Sie nicht, in unser System einzudringen."
Hinter dieser Ablehnung stecken zwei Überlegungen der Automobilhersteller in Bezug auf die zukünftige Kontrolle.
Erstens geht es um den Schutz der Markeneigenart. In der Zeit des "Software-definierten Autos" sind das Armaturenbrett und der Mittelkonsole-Bildschirm die zentralen Kanäle, über die eine Marke eine Verbindung zu den Benutzern aufbaut und sich von anderen unterscheidet. Die Automobilhersteller investieren Milliarden in die Entwicklung einer einzigartigen digitalen Erfahrung und können sich nicht leisten, dass diese entscheidende Benutzerschnittstelle durch das einheitliche Design von Apple ersetzt wird.
Zweitens geht es um den Schutz der zukünftigen Kerngeschäftsbereiche – die Automobilhersteller versuchen, von der reinen Hardwareverkauf hin zu Dienstleistungen wie Software-Abonnements und Funktions-Upgrades zu wechseln, um dauerhafte Einnahmen zu generieren.
Simon Middleton, Partner bei McKinsey, sagt: "Westliche Automobilhersteller versuchen herauszufinden, wie sie in einer Welt, in der die Automobilverkäufe ihren Höhepunkt erreicht haben oder nahe daran sind, wachsen können. In der hochkonkurrierenden Premium-Segment versuchen Sie auch, sich von anderen zu unterscheiden." Software und Dienstleistungen sind die wichtigsten Wachstumsquellen in ihrem Geschäftsplan.
Hinter diesen beiden Geschäftsmodell-Überlegungen verbirgt sich eine tiefere Sorge: die Daten. Obwohl die Partnerschaft zwischen Aston Martin und Apple in Bezug auf die Datengrenzen klar ist und die Privatsphäre geschützt wird, befürchten viele Großkonzerne, dass sie die Analyse, Verwaltung und kommerzielle Nutzung der Benutzerdaten verlieren könnten.
Die Automobilhersteller befinden sich damit in einer schwierigen Dilemma-Situation.
Eine Umfrage von McKinsey aus dem Jahr 2023 hat diese Dilemma-Situation klar quantifiziert: Fast die Hälfte der amerikanischen Verbraucher würde ein Auto nicht kaufen, wenn es