Virus wütet: Ein heimlicher Zellkrieg um das Überleben der Menschheit | Exklusivinterview mit dem Autor von "Der König aller Krankheiten: Krebs"
Wenn die Gentechnik und die Welle der künstlichen Intelligenz die Wissenschaftswelt durchdringen, werden Zellen, die alte und mysteriöse Einheit des Lebens, dieser grundlegendere als Gene und mikroskopischere als Organe Träger des Lebens, zu einem entscheidenden Schlüssel, um Gesundheit, Krankheiten und die Zukunft der Menschheit zu verstehen.
Siddhartha Mukherjee, ein Schriftsteller, Arzt und Gelehrter, der geschickt in der Verbindung von medizinischer Aufklärung und Literatur ist. Sein erstes Werk "Der König aller Krankheiten: Krebsbiografie" (2010) gilt als Meilenstein der modernen Wissenschaftsschreibung, wurde mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und vom TIME Magazine als eines der "besten Sachbücher der letzten 100 Jahre" bewertet. Anschließend erforschte er in "Das Gen: Eine sehr persönliche Geschichte" (2016) weiter die tiefgreifenden Auswirkungen der Genetik.
Jetzt ist seine neue Arbeit "Das Lied der Zelle" (Chinesische Ausgabe) erschienen. Was hat ihn dazu bewogen, seine Aufmerksamkeit diesmal auf die Zelle zu richten?
Als die COVID-19-Pandemie die Welt heimsuchte, konfrontierte die Menschheit erstmals so dringend die Macht und Zerbrechlichkeit der Zellen. Wie dringen Viren in Zellen ein? Wie reagieren Zellen auf Infektionen? Was ist der Schlüssel zur Behandlung? Angesichts dieser scharfen Fragen erkannte er, dass es nicht ausreicht, nur Gene zu untersuchen. Gene sind die Partitur, während Zellen das Instrument sind; nur durch ein tiefes Verständnis der Zellen können wir wirklich die Funktionsweise des Lebens begreifen.
"Gene sind zwar die Säule des Lebens, aber sie besitzen selbst kein Leben. Zellen sind die zentraleren Einheiten des Lebens." sagte der Autor im Interview. Zellen sind die Melodie des Lebens, die Bühne aller Krankheiten und helfen, Gesundheit, Krankheiten und das Schicksal der Menschheit besser zu verstehen. Von CAR-T-Zelltherapie bis hin zu In-vitro-Fertilisation (IVF), von Gentechnik bis hin zu Stammzellenregeneration, diese wissenschaftlichen Durchbrüche weisen alle auf eine Tatsache hin: Wir verstehen nicht nur die Einheiten des Lebens, sondern schreiben auch die Möglichkeiten des Lebens neu.
Doch der Weg der Wissenschaft war nie reibungslos. Hinter den Durchbrüchen stehen Herausforderungen und Kontroversen in der Realität. Die CAR-T-Zelltherapie wird in der Krebstherapie als revolutionäre Technik gefeiert, aber es gibt auch Patienten, die durch die Therapie selbst neue Krankheiten erleiden. Und die In-vitro-Fertilisationstechnik hat zwar unzähligen unfruchtbaren Familien Hoffnung gebracht, aber auch wegen ethischer Fragen wie der Geschlechterwahl weitreichende Diskussionen ausgelöst. "Der Fortschritt der Wissenschaft wird immer von moralischen Überlegungen begleitet," sagte Siddhartha Mukherjee, "wir können nicht nur über den Erfolg der Technologie sprechen, sondern müssen auch die Herausforderungen von Fairness, Ethik und Kosten direkt angehen."
Heute ist die Anwendung von KI-Technologie im medizinischen Bereich nicht mehr zu übersehen: von der Vorhersage der Proteinstruktur bis zum Entwurf neuer Arzneimittelmoleküle, von der Interpretation klinischer Daten bis zur Optimierung der Laborarbeit, KI ist zu einem starken Assistenten für Wissenschaftler geworden. Aber Siddhartha Mukherjee weist auch kühl darauf hin, dass das wahre Potenzial der KI noch nicht vollständig ausgeschöpft ist, derzeit befindet sie sich noch in der Erkundungsphase.
"Neuer Mensch" - in seinem neuen Buch stellt er dieses nachdenkliche Konzept vor. Die Menschheit dachte, die Geburt des Lebens sei ein unwiderrufliches Naturgesetz, aber die Geburt des ersten in vitro befruchteten Babys hat dieses Konzept erschüttert. Wenn Zellen neu bearbeitet, Organe regeneriert und Gene präzise repariert werden, wird der Mensch selbst auch zu einem Objekt wissenschaftlicher Umgestaltung. Dies ist keine Vorstellung aus einem Science-Fiction-Roman, sondern eine Realität, die sich abspielt. "Wir müssen uns einer solchen Zukunft stellen: Menschen, die durch Zelltechnologie neugestaltet werden, erscheinen in einer völlig neuen Form."
Durch die Förderung der Wissenschaft eröffnet die Zellforschung neue Möglichkeiten für die Behandlung von Krankheiten und das Verständnis des Lebens. "Das Lied der Zelle" bringt den Entwicklungsweg dieses Bereichs auf den Punkt und erforscht das Gleichgewicht zwischen technischem Fortschritt und ethischen Überlegungen. Dieses Buch ist ein tiefgründiger Dialog über das Schicksal der Menschheit. Es verhilft der Zelle zu ihrem wahren Namen: Die Zelle ist keine kalte Lebenseinheit, sondern die mikroskopische Melodie des Lebens und der Zukunft.
In dieser Symphonie aus Wissenschaft und Menschlichkeit sind wir alle Zuhörer und Teilnehmer. Wohin wird der zukünftige "neue Mensch" gehen? Können Wissenschaft und Ethik harmonisch zusammenklingen? Siddhartha Mukherjee und die "Houlang Research Institute" haben darüber gesprochen.
Die folgende Diskussion wurde bearbeitet.
Houlang Research Institute:
Sie haben zuvor zwei Werke verfasst: "Der König aller Krankheiten: Eine Biografie des Krebses" und "Das Gen: Eine sehr persönliche Geschichte". Der Fokus Ihres neuen Buches liegt jedoch auf der "Zelle".
Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben und welche Verbindung hat es zu Ihren vorherigen Arbeiten?
Siddhartha Mukherjee:
Die Entstehung dieses Buches war das Ergebnis mehrerer Gelegenheiten. Erstens, als ich das Buch "Das Gen: Eine sehr persönliche Geschichte" abschloss, kam mir ein Gedanke in den Sinn: "Gene" sind zwar die Bausteine des Lebens, aber sie besitzen selbst kein Leben; Gene sind die Grundlage, die Leben ermöglichen, aber "Zellen" sind die wahren Lebenseinheiten. Deshalb wollte ich das Geheimnis der Zelle, dieser grundlegenden Lebenseinheit, erfassen und untersuchen, wie sie uns konstruieren, und wie wir von ihnen gewebt sind.
Zweitens, wir verstehen nicht nur die Zelle, sondern manipulieren sie auch, schaffen sogar völlig neue Formen von Zellen. Beispiele hierfür sind die CAR-T-Zelltherapie (Chimäre Antigenrezeptor T-Zell-Therapie) und die Herstellung von Insulin produzierenden Zellen mittels Gentechnik. Dies führt zu einer neuen Frage: Wie verstehen wir das Potenzial und die Konsequenzen dieser "zellulären Modifikation"?
Drittens, ich hoffe, durch dieses Buch die Ursprünge von Krankheiten kritisch zu überdenken: Viele Erkrankungen sind eigentlich eine "Fehlfunktion oder Fehlregulation der Zelle". Lange Zeit waren wir in einem "genzentrierten" Rahmen gefangen und neigten dazu, Krankheiten auf Gene, Umwelteinflüsse, Verhalten, Exposition oder Zufälligkeiten zurückzuführen. In meinem letzten Werk habe ich diese Faktoren als die fünf Dimensionen des "Pentagon of Disease" zusammengefasst. Doch jeder dieser Faktoren im "Pentagon" kann ohne eine zugrundeliegende "zelluläre Veränderung" keine Krankheit auslösen. Deshalb, um das Wesen von Krankheiten wirklich zu verstehen, müssen wir zum Punkt "Zelle" zurückkehren.
Darüber hinaus wurde dieses Buch zu einer besonderen Zeit geschrieben – in der die Welt von der "COVID-19-Pandemie" geprägt war. Diese Pandemie machte mir erneut bewusst: Egal aus welcher Perspektive man die Pathologie analysiert, eine umfassende Kenntnis der Zelle ist unvermeidlich. Die Zelle steht im Mittelpunkt des Lebens, sie ist der Schlüssel zur Entstehung und Behandlung von Krankheiten. Überraschenderweise hat bisher niemand ein Buch geschrieben, das die "Geschichte und Zukunft der Zellbiologie" systematisch erforscht.
Houlang Research Institute:
Ich spüre, dass Sie beim Schreiben großen Wert auf literarische Ästhetik legen und sich bemühen, schwierige medizinische Begriffe durch geniale Metaphern dem Leser näherzubringen. In dem Titel dieses neuen Werkes, "Das Lied der Zelle", spürt man diese Bedeutung. Was hat Sie dazu inspiriert, die Zelle mit Musik zu verbinden?
Siddhartha Mukherjee:
Ein Buchtitel entsteht nicht am Anfang, sondern taucht erst dann auf, wenn das Schreiben nahezu abgeschlossen ist. Nachdem ich dieses Buch geschrieben hatte, begann ich nachzudenken: Die Interdependenz zwischen Zellen und die Art und Weise, wie sie das Leben konstruieren, ist dem harmonischen Zusammenspiel von Noten sehr ähnlich. Eine einzelne Note kann keine Musik erzeugen, erst die Gruppe von Noten bildet eine Melodie, und die Verflechtung aller Noten schafft ein Musikstück.
Dies ist sehr ähnlich zu den Zellen – jede Zelle ist eine unabhängige Lebenseinheit, so fein und klein wie ein Pixel in einem Gemälde. Doch isolierte Zellen können weder Organe formen noch Leben erschaffen, nur das Zusammenspiel vieler Zellen kann ein lebendiges Leben komponieren. Deshalb wurde die Schönheit der Zelle als Bewegung der Musik zur Quelle des Buchtitels.
Houlang Research Institute:
Sprechen wir über die zentralen theoretischen Konzepte der biologischen Forschung, so ist die Zelltheorie das früheste, das etwa vor 200 Jahren aufkam, als deutsche Biologen die Zelle als Grundeinheit der Strukturen und Funktionen des Lebens bestimmten. Vor etwa 70 Jahren, mit der Entschlüsselung der DNA-Molekülstruktur, begann die Gentheorie, den Weg zur molekularen Biologie einzuschlagen.
Siddhartha Mukherjee:
Interessanterweise hatten Pathologen wie Rudolf Virchow bereits früh ein Verständnis dafür entwickelt, dass obwohl Gene wichtig sind, Zellen ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen. Zellen sind sichtbar, und es bedarf der Erfindung einer Reihe neuer Technologien, um Zellen und die Zelltheorie tiefgreifender zu verstehen.
Wenn die Biologie "Gesetze" hat, so wären es: die Universalität des genetischen Codes, die Universalität der Evolution und die Universalität der Zelltheorie. In der langen Zeit wurden die ersten beiden weithin erforscht und verstanden, während das Verständnis und die Vermittlung der Zelltheorie relativ unzureichend sind. Dies ist einer der Gründe, warum ich dieses Buch geschrieben habe. Die Beziehung zwischen Zellen und Genen ist eine "Yin-Yang-Beziehung", voneinander abhängig: Ohne Gene könnten Zellen nicht gebildet werden; aber ohne Zellen könnten Gene nicht wirken.
Houlang Research Institute:
Dieses neue Buch konzentriert sich auf drei Hauptthemen: "Die Geschichte der Zellentdeckung", "Das wissenschaftliche Verständnis der Zellfunktion" und "Die Konsequenzen von Zellfunktionsstörungen und unsere heutigen Strategien zur Bewältigung dieser." Welche Entdeckungen haben Sie in der Entwicklung der Zelltheorie am meisten beeindruckt?
Siddhartha Mukherjee:
Wenn wir das Zusammenspiel von Zellen und Zellsystemen tiefer verstehen, vertieft sich unser Verständnis für die Essenz des Lebens. Zum Beispiel ist die Immunologie ein hervorragendes Beispiel. Sie repräsentiert das hohe Niveau unseres Verständnisses von Kommunikation zwischen Zellen und dem "Zusammenbruch" dieser Kommunikation im krankhaften Zustand.
Ein anderes Beispiel ist Typ-1-Diabetes. Wir wissen jetzt, dass der Ursprung der Krankheit im Verlust der Insulin-produzierenden Zellen liegt, was hauptsächlich aus einem Fehlverhalten des körpereigenen Immunsystems resultiert. Solche Krankheiten zeigen uns, dass wir die Physiologie der Zellen wirklich verstehen müssen, um die Pathologie der Krankheiten zu bestimmen und den Weg zur Heilung zu finden.
Houlang Research Institute:
Sie haben in Ihrem neuen Buch das Thema Technologie ausführlich diskutiert, insbesondere deren Anwendung in klinischen Behandlungen, einschließlich zukunftsweisender medizinischer Maßnahmen wie Stammzellentechnologie, Genbearbeitung und Immuntherapie. Welche Fortschritte wurden bisher mit diesen Technologien erzielt?
Siddhartha Mukherjee:
Zweifellos ist die CAR-T-Zelltherapie ein revolutionärer Durchbruch im Bereich der Krebstherapie. Ich selbst habe mich aktiv in diesem Bereich engagiert und gemeinsam mit Partnern die ersten CAR-T-Zentren in Indien aufgebaut, was eine Premiere für Indien darstellt. In China hat die Einführung von CAR-T-Therapien ebenfalls erheblichen Erfolg erzielt, was erfreulich ist.
Ein weiteres Beispiel ist die Gentechnik (Gene Editing), die zur Reparatur bestimmter Zellen zur Behandlung seltener Krankheiten eingesetzt wird, beispielsweise durch Knochenmarkstransplantationen zur Behandlung einiger genetischer Blutkrankheiten. Dies ist auch ein Schwerpunkt unserer Forschung im Bereich Krebstherapie.
In-vitro-Fertilisation (IVF) ist ebenfalls erwähnenswert. Im Wesentlichen ist sie eine Durchbruchstechnologie, die auf Zellen basiert. Wir erkunden auch neue Gebiete, wie die Behandlung von Sichelzell- und Thalassämie-Blutkrankheiten durch Genbearbeitung. Diese Technologien haben die FDA-Zulassung in den USA erhalten und verändern allmählich das Leben der Patienten. Darüber hinaus versuchen Wissenschaftler, mit Stammzellen Pankreaszellen zu regenerieren, Hautzellen wiederherzustellen und sogar andere funktionelle Zellen neu zu formen, was darauf hinweist, dass sich die Zelltherapie in nie dagewesener Geschwindigkeit entwickelt.
Houlang Research Institute:
Welche Herausforderungen bestehen weiterhin bei diesen Technologien?
Siddhartha Mukherjee:
Die erste Herausforderung ist technischer Natur. Zellen sind ein äußerst komplexes Lebenssystem, und jede winzige Änderung kann unerwartete Kettenreaktionen verursachen. Zum Beispiel zeigt die CAR-T-Zelltherapie zwar großes Potenzial bei der Krebstherapie, aber eine sehr geringe Anzahl von Patienten kann durch CAR-T-Zellen andere Krebsarten entwickeln. Dies ist eine Hürde, die wir überwinden müssen.
Ein weiteres Beispiel ist IVF. Trotz ihres großen Erfolges als Zelltherapie bringt sie auch ethische Debatten mit sich. Beispielsweise kann IVF die Möglichkeit der Geschlechtswahl bieten, was in einigen Ländern und Regionen zu schwerwiegenden sozialen Problemen führen kann.
Houlang Research Institute:
Und die hohen Kosten für die Behandlung.
Siddhartha Mukherjee:
Genau, die Komplexität der Zelltherapie führt zu hohen Kosten: Zellen müssen in sterilen Umgebungen kultiviert werden, um in vitro wachsen und überleben zu können, und schließlich erfolgreich in den menschlichen Körper transplantiert werden.
Die Fairness und Zugänglichkeit sind eine Realität, die wir nicht umgehen können. Nehmen wir die CAR-T-Therapie als Beispiel: In den USA betragen die Behandlungskosten 350.000 bis 450.000 US-Dollar. Durch Anstrengungen ist es uns jedoch gelungen, die Kosten in Indien auf 60.000 bis 70.000 US-Dollar zu senken, und wir erforschen Möglichkeiten, die Kosten weiter zu reduzieren. Technologien wie IVF sind für gewöhnliche Familien zugänglich geworden und haben Familien Hoffnung gegeben, die unter Unfruchtbarkeit leiden.
Houlang Research Institute:
Sie setzen sich intensiv mit der akuten myeloischen Leukämie (AML) auseinander. Bitte teilen Sie uns Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte und Behandlungsmethoden mit.
Siddhartha Mukherjee:
Ich bin Mitbegründer eines Unternehmens namens Vor Bio, in dem wir die Gentechnik mit der CAR-T-Zelltherapie kombinieren und es mit Antikörpertherapien ergänzen, um eine neue AML-Behandlungsstrategie zu entwickeln. Im September dieses Jahres haben wir erste Studienergebnisse veröffentlicht, die sehr ermutigend sind. Im Dezember werden wir weitere Ergebnisse bekannt geben.
Houlang Research Institute:
Sie erwähnten das Konzept des "New Human". Im Buch beschreiben Sie es als eine wissenschaftliche These, die sogar beeindruckender ist als Charaktere in Science-Fiction-Romanen. Was ist das Besondere an diesem "New Human" und wie sieht ihre Zukunft aus?
Siddhartha Mukherjee:
Ich glaube, dass die Grenzen des Menschen durch die Umgestaltung der Zelltechnologie neu definiert werden. Dieser "new human" unterscheidet sich komplett von Ihnen und mir, da er durch die Modifikation und Neukonstruktion von Zellen erschaffen wurde. Doch vielleicht nehmen wir dies nicht wahr, weil wir längst daran gewöhnt sind, Zelltherapien als alltägliche medizinische Praxis zu betrachten.
Als das erste in vitro befruchtete (IVF) Baby geboren wurde, war dies unglaublich. Es war das erste Mal, dass Leben in einer Petrischale geschaffen wurde, und Louise Brown, das weltweit erste Baby, das durch IVF-Technologie zur Welt kam, war eine Ikone dieser medizinischen Wunder – ihr Geburt erschütterte die traditionelle Annahme über den Ursprung des Lebens.
Durch den Begriff "new human" versuche ich, den Menschen eine tiefgründige Perspektive zu bieten: Heute modifizieren wir Organe durch Zelltechnologie, rekonstruieren Knochenmark und schaffen sogar neue Lebenseinheiten. Diese durch diese Veränderungen geformten Menschen werden eine neue Art von Existenz werden, sie sind die "new human" unserer Zeit.
Houlang Research Institute:
Wenn Sie auf Ihre Karriere in der medizinischen Forschung zurückblicken, welche Momente waren für Sie die aufregendsten und die herausforderndsten?
Siddhartha Mukherjee:
Für mich sind die aufregendsten Momente, wenn neue Medikamente für die Menschheit geschaffen werden. Das ultimative Ziel der Forschung ist es, dass der Funke der Wissenschaft die Realität erleuchtet und Therapien entwickelt werden, die Leben retten. Die Verwandlung dieser Bemühungen in Hoffnung und Heilung zu sehen, ist ein unvergleichliches Gefühl der Erfüllung.
Doch der frustrierendste Aspekt ist oft die Langwierigkeit des Prozesses, die alle Erwartungen übertrifft. Vor allem die Arzneimittelentwicklung erfordert umfangreiche Tests und Überprüfungen, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments sicherzustellen. Diese lange Reise ist voller Wartezeiten und Langeweile und kann manchmal wirklich entmutigend und schwerfällig sein.
Houlang Research Institute:
Es gibt eine Aussage, dass es die "10-10-Regel" braucht, um ein neues Medikament erfolgreich zu entwickeln, das heißt 10 Jahre und eine Milliarde Dollar.
Siddhartha Mukherjee:
Ich denke, dass die Zeit jetzt auf etwa fünf Jahre reduziert ist und die Kosten auf rund 500 Millionen Dollar gesenkt wurden. Dies ist zwar immer noch eine gewaltige Aufgabe, aber nicht mehr eine unüberwindbare Herausforderung.
Houlang Research Institute:
Ist der Weg zur Schaffung neuer Medikamente manchmal auch vom "Glück" abhängig?
Siddhartha Mukherjee:
Tatsächlich sprechen die Leute oft von "Glück", aber aus meiner Sicht ist dies nicht nur eine Frage des Glücks, sondern erfordert sorgfältige Planung und präzise Strategie. Der wissenschaftliche Durchbruch ist kein zufälliges Geschenk, sondern das Ergebnis von Wissen, Mühe und Geduld.
Houlang Research Institute:
In diesem Jahr wurde der Nobelpreis für Chemie an Wissenschaftler von Google DeepMind verliehen, deren Ergebnisse im Bereich der KI-Technologie für die Vorhersage und Gestaltung von Proteinstrukturen beeindruckend sind. Sind Sie der Meinung, dass KI bereits einen tiefgreifenden Einfluss auf die medizinische Forschung hatte?
Siddhartha Mukherjee:
Ich stimme dem sehr zu. Ich habe frühzeitig das enorme Potenzial der KI erkannt. Vor etwa fünf Jahren habe ich für den New Yorker einen Artikel über medizinische KI geschrieben, der sich auf die bahnbrechende Arbeit von Geoffrey Hinton konzentrierte.
Später erhielt er den Nobelpreis für seine Beiträge auf der medizinischen KI. Es ist eine große Ehre, Zeuge und Chronist dieses historischen Moments zu sein. Und jetzt beteilige ich mich aktiv an der KI-Forschung und erkunde ihre vielfältigen Anwendungen in der Medizin.
Houlang Research Institute:
Ist KI bereits ein unverzichtbares Werkzeug bei der medizinischen Forschung geworden? Konzentriert sich ihre Hauptanwendung derzeit noch auf Strukturvorhersagen?
Siddhartha Mukherjee:
Die Anwendung von KI hat längst den Rahmen der Strukturvorhersage überschritten. Ihr Einfluss erstreckt sich auf alle Bereiche der Medizin, zum Beispiel: präziseres Interpretieren klinischer Studiendaten, Verbesserung der Effizienz von Versuchen; Vorhersage von Molekülstrukturen, Unterstützung beim Arzneimitteldesign; Entdeckung und Entwicklung neuer Medikamente, Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten.
Die Anwendung von KI reicht vom grundlegenden Laborarbeiten bis zum komplexen Management klinischer Daten und umfasst alle Aspekte des medizinischen Ökosystems. Sie ermöglicht es Wissenschaftlern, sich stärker auf Innovation und Entdeckung zu konzentrieren, während mühsame und sich wiederholende Arbeiten der KI überlassen werden.
In der Tat dringt KI in nahezu jeden Aspekt der medizinischen Forschung ein. Sie bietet Wissenschaftlern nie dagewesene Werkzeuge und Perspektiven.
Houlang Research Institute:
Verlässt sich KI derzeit hauptsächlich auf vorhandene Daten für Vorhersagen?
Siddhartha Mukherjee:
Das stimmt, aber wir bewegen uns in Richtung einer neuen Form von KI - generative KI. Diese KI verlässt sich nicht nur auf große Datensätze, sondern besitzt auch Kreativität. Im chemischen Bereich kann generative KI bereits neue Molekülstrukturen mithilfe von Algorithmen entwerfen. Obwohl sie weiterhin menschliches Training und Leitung erfordert, beginnt sie ein inspirierendes kreatives Potenzial zu entwickeln. Dies könnte einer der aufregendsten Momente in der Geschichte der Medizin sein.
Houlang Research Institute:
In Ihrem ersten Buch zitierten Sie folgenden Satz: "Wir sind so nah an der Heilung von Krebs, es fehlt nur noch der Mondlande-Plan mit Willenskraft, Finanzierung und umfassender Planung." Zehn Jahre später, glauben Sie immer noch an diesen Satz oder haben Sie dazu neue Einsichten gewonnen?
Siddhartha Mukherjee:
Ja, obwohl der Weg lang ist, ist unser Fortschritt unbestreitbar. Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Als ich dieses Buch abgeschlossen habe, hatten etwa 10%-15% der Kinder mit rezidivierter Leukämie nahezu keine Aussicht auf Heilung. Damals konnten 80% der Leukämiekinder geheilt werden, aber für die 20%, die einen Rückfall erlitten hatten und deren Behandlung nicht erfolgreich war, war die Hoffnung auf Überleben gering. Heute hat sich diese Situation erheblich verbessert. In diesen 20% der Kinder können nun etwa 80% geheilt werden, was bedeutet, dass über 90% der Leukämiekinder Hoffnung auf Genesung haben.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs, ein weiteres Beispiel ist Brustkrebs. Früher haben viele Brustkrebspatientinnen nach der Behandlung einen Rückfall erlitten, mit äußerst niedrigen Überlebensraten. Doch heute überleben viele Patientinnen nicht nur fünf Jahre, sondern können auch zehn Jahre gesund leben. Für Krankheiten wie Multiples Myelom und Lymphom haben wir ebenfalls neue Behandlungswege gefunden. Doch einige Krebsarten sind weiterhin uneinnehmbare Festungen, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs. Trotz der Herausforderungen überwinden wir nach und nach Barrieren, und jeder kleine Schritt ist ein Fortschritt, der Anerkennung verdient. Die Morgendämmerung der Wissenschaft wird schließlich durch diese Dunkelheit brechen.
Dieser Artikel stammt von der WeChat-Öffentlichkeitskonto “Houlang Forschungsinstitut”, Autor: Mi Congcong, Wei Weizi, veröffentlicht mit Genehmigung von 36Kr.